Artikel
Okuläre Toxoplasmose – der Einfluss des Alters auf den klinischen Befund
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 22. November 2023 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Existiert eine Korrelation zwischen der klinischen Ausprägung der okulären Toxoplasmose (OT) und dem Patientenalter?
Studiendesign: monozentrische, retrospektive Kohortenstudie.
Methoden: Wir analysierten die Daten von 290 Patienten mit aktiver OT. Pro Patient wurden verschiedene Variablen analysiert und verglichen. Berücksichtigt wurde das Alter bei Erstmanifestation und Rezidiv, Visus, intraokularer Druck, Läsionsgröße (in Papillendurchmesser = PD) und Lokalisation, inflammatorische Aktivität (Glaskörperreaktion und Vorderkammerreiz), Antikörper-Index (AI) und Komplikationen der intraokularen Entzündung.
Ergebnisse: Das mittlere Alter bei Erstvorstellung mit aktiver OT betrug 38 Jahre (Median: 34). Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der ersten okulären Manifestation betrug 29 Jahre (Median: 26 J.) bzw. 36 Jahre (Median: 34 J.) für Patienten mit Rezidiv. Eine primäre aktive OT wurde bei 29% und eine Kombination aus alten Narben und aktiven Läsionen bei 71% der Patienten bei der Erstvorstellung beobachtet. Eine erhöhte Entzündungsaktivität (p<0,005), ausgedehnte Netzhautläsionen (p<0,005) und eine schlechtere Visus-Entwicklung (p=0,036) standen im Zusammenhang mit dem höheren Patientenalter. Ältere Patienten wiesen eine niedrigere AI auf (R²=0,045; p=0,024). Eine Makulabeteiligung (24,3% der Patienten) korrelierte positiv mit Komplikationen (Makula-/peripapilläres Ödem, Netzhautablösung) und schlechterem Visus (p<0,005) und negativ mit einer Entzündungsaktivität. Komplikationen wurden häufiger bei Patienten mit primärer OT beobachtet (p=0,046) und waren meist von einer Panuveitis (p=0,018) und einer längeren Krankheitsdauer (p=0,037) begleitet. Des Weiteren waren Panuveitis (p=0,025), okuläre Hypertension (p=0,037) und eine bessere Visus-Entwicklung (p=0,035) assoziiert mit dem Vorliegen einer primären OT.
Schlussfolgerungen: Wir fanden einen starken und klinisch relevanten Einfluss des Alters auf das klinische Erscheinungsbild und den Verlauf der OT. Während eine unspezifische Entzündungsreaktion mit zunehmendem Alter zunahm, nahm die spezifische lokale humorale Immunantwort ab. Diese Ergebnisse stimmen gut mit dem Konzept der Immunoseneszenz und Entzündung bei Uveitis überein. Zudem stellten sich neben dem Patientenalter, die Erstmanifestation und die retinale Herdlokalisation als weitere Einflussgrößen dar, welche zur Schwere der intraokularen Entzündung und zum Auftreten von okulären Komplikation beitragen.