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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2023

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

01. - 02.12.2023, Berlin

Analyse der kindlichen Katarakt-Operationen der letzten 10 Jahre an unserer Klinik

Meeting Abstract

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  • Moritz Häringer - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann
  • A. Liekfeld - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann; Brandenburg an der Havel – Technische Hochschule Brandenburg

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2023. Berlin, 01.-02.12.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23bbag14

doi: 10.3205/23bbag14, urn:nbn:de:0183-23bbag144

Veröffentlicht: 22. November 2023

© 2023 Häringer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Katarakt im Kindes- und Jugendalter ist eine seltene Entität (congenital oder erworben) und stellt eine interdisziplinäre Herausforderung für die behandelnden Ophthalmolog:innen, Orthoptist:innen und Optiker:innen dar. Vor allem bei der congenitalen Katarakt im ersten Lebensjahr existiert in der Literatur kein klarer Konsens bzgl. des optimalen Operationszeitpunktes, wobei hinsichtlich des Risikos eines Aphakieglaukoms gegenüber einer Amblyopiegefahr abgewogen werden muss. Es erfolgte eine Auswertung aller Kinder und Jugendlicher, bei denen in der letzten Dekade (2012–2022) in unserer Klinik eine Katarakt-Operation (mit oder ohne IOL-Implantation bzw. sekundärer Implantation) erfolgte, hinsichtlich der Kataraktgenese, des Operationszeitpunktes, sowie der Aphakieglaukom- und Amblyopierate (bei congenitalen Fällen).

Methodik: Die Analyse umfasste 25 Operationen von 17 Kindern im Alter zwischen vier Monaten und 17 Jahren (Median 10 Jahre). Die häufigste Katarakt-Genese war in unserer Kohorte congenital/juvenil (9/17 Kindern; 52,9%), gefolgt von fünf Patienten mit traumatischer Katarakt (29,4%), zwei Kindern mit Cataracta complicata im Rahmen einer rezidivierenden Uveitis (11,8%), sowie einer Cataracta secundaria (5,9%) bei Diabetes mellitus Typ I. Bei der Mehrheit der Kinder erfolgte im Rahmen der Operation eine primäre IOL-Implantation 16 von 25 Operationen (64,0%) gefolgt von jeweils fünf Lentektomien (20,0%) ohne IOL-Implantation und vier sekundären IOL-Implantationen (16,0%).

Ergebnisse: Die fünf Lentektomien erfolgten bei allen Kindern bis zum siebten Lebensmonat (Range 4–6 Monate). Bei keinem Kind entwickelte sich bisher ein Aphakieglaukom (0/4) (mean follow-up 6,5 Jahre; Range 63–93 Monate), wobei ein Kind im Verlauf im Rahmen einer schweren Allgemeinerkrankung verstarb (lost to follow-up). Eine mittelgradige Ambylopie entwickelte sich in dieser Gruppe bei einem von vier operierten Augen. Bei den congenitalen Katarakten lag bei vier von 13 Augen (30,8%) eine visuslimitierende Begleitpathologie vor.

Schlussfolgerung: Kindliche Katarakte stellen ein sehr heterogenes Krankheitsbild unterschiedlichster Ätiologie dar und sollten individuell bewertet werden. Gegen eine frühzeitige Operation in den ersten Lebenswochen spricht das hohe Risiko eines Aphakieglaukoms, sodass wir, sofern ein leichter bis moderater Trübungsgrad vorliegt, unter engmaschigen Kontrollen und Amblyopie-Prophylaxe versuchen, die Operation hinauszuzögern.