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Übertragung der standardisierten Traumaversorgung in den Verbrennungsschockraum nach ATLS-Kriterien: Konzeptionelle Ansätze
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Veröffentlicht: | 18. Juni 2014 |
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Hintergrund: Die Versorgungsstruktur sowie die Behandlungsabläufe sind auch in großen deutschsprachigen Verbrennungszentren noch sehr inhomogen. Jedoch wissen wir, dass gerade ein standardisiertes und prioritätenorientiertes Vorgehen im Schockraum bei polytraumatisierten Patienten ein signifikantes Benefit für den Patient und den Behandler hat. ATLS (Advanced Trauma Life Support) ist ein Ausbildungskonzept, das genau diese Prinzipen und Fertigkeiten lehrt und bisher keine strukturierte Übertragung auf die Schwerbrandverletztenversorgung im deutschsprachigen Raum erfahren hat.
Methoden: Der Primary Survey des ATLS Konzeptes (Erstbehandlung) besteht aus dem Memoric ABCDE. Dabei erfolgt die Behandlung nach dem Leitsatz: Treat first what kills first! Dabei steht A für Airway, B für Breathing, C für Circulation, D für Disability und E für Environment. Alle lebensbedrohlichen Situationen müssen sofort behandelt werden und eine Reevaluation durchgeführt werden. ATLS ist mit den Empfehlungen der S3 Leilinie Polytrauma/Schwerverletztenversorgung in über 90% konform. Das ATLS Konzept wird im Rahmen dieser Arbeit auf die besonderen Anforderungen und pathophysiologischen Besonderheiten des Schwerbrandverletzten für den deutschsprachigen Raum übertragen.
Ergebnisse: Das ABCDE Memoric sollte modifiziert auf die Versorgung des Schwerbrandverletzten übertragen werden, da lebensbedrohliche Situationen in einer anderen Reihenfolge und mit anderer Gewichtung zu Erwarten sind. Ein strukturiertes und prioritätenorientiertes Vorgehen, ein aktive und bewusste Situationsanalyse, ein Teamapproach und eine gemeinsame Sprache zwischen der Präklinik und der Klinik ist die Grundlage einer guten Schockraumversorgung unverzichtbar. Hervorzuheben ist die notwendige Kennzeichnung und Identifikation eines Team-Leaders auch unter Vorgabe hygienischer Einschränkungen im Schockraum (Kittel, Mundschutz, etc.) Die deutschsprachige Ausformulierung eines modifizierten Schwerbrandverletzten-Versorgungskonzeptes kann die Behandlung verbessern und Unsicherheiten in der Erst- und Weiterbehandlung verringern.
Schlussfolgerung: In der Versorgung von Schwerverletzten ist ein standardisiertes Vorgehen seit der Einführung der Traumanetztwerke gefordert und umgesetzt. ATLS, die S3 Leitlinie und das Weißbuch Polytrauma/Schwerverletztenversorgung haben hier den evidenzbasierten Hintergrund geliefert. Eine gemeinsame Umsetzung in allen deutschsprachigen Verbrennungsschockräumen sollte erfolgen. Hierzu sind neben dem eigenen Konzept frühzeitig Ausbildung und qualitätssichernde Maßnahmen notwendig. Weiterhin muss parallel hierzu die Evidenz für die präklinische und innerklinische Erstversorgung von Schwerbrandverletzten geschaffen werden.