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Auf dem Weg zu risikostratifizierter Versorgung älterer multimorbider Patienten mit Multimedikation: Vorstudie zur Entwicklung prognostischer Modelle zur Identifikation von Risikopatienten
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Veröffentlicht: | 5. September 2017 |
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Hintergrund: Maßnahmen gegen unangemessene Multimedikation sind zumeist aufwändig und sollten in der heterogenen Gruppe älterer, multimorbider Patienten idealerweise diejenigen adressieren, die gefährdet sind für negative gesundheitliche Folgen wie Hospitalisierung, Tod oder eingeschränkte Lebensqualität. Mit diesem Ziel wurden in einer Vorstudie in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) prognostische Modelle an TK-Sekundärdaten und Daten des cluster-RCTs PRIMUM [1] entwickelt.
Fragestellung: Welches prognostische Modell sagt mittels soziodemographischer, krankheits-, medikations- und inanspruchnahmebezogener Parameter am besten die Lebensqualität von älteren multimorbiden Patienten mit Multimedikation nach 6 bzw. 9 Monaten voraus?
Methoden:
- Design: PRIMUM-Daten-Analysen zur Entwicklung und internen Validierung eines prädiktiven Modells;
- Population: ≥60 Jahre, ≥5 Medikamente, ≥3 chronische Krankheiten, ohne Demenz;
- Endpunkte: Lebensqualität nach 6 bzw. 9 Monaten;
- potentielle Prädiktorvariablen: Soziodemographie, Lebensstil, Morbidität, Angemessenheit der Verordnungen, depressive Symptome, Lebensqualität an Baseline, Inanspruchnahmeparameter;
- Modellierung: Schätzung von Regressionsmodellen mit festen Effekten, kombiniert mit Variablenselektionsverfahren und multipler Imputation fehlender Werte; Bestimmung des Nagelkerke’s Pseudo-R² zur Beurteilung der Modellgüte.
Ergebnisse: Bei ausschließlicher Verwendung von Prädiktoren, die auch in Sekundärdaten abzubilden sind, war R² max. 0,111 bzw. 0,107 (Lebensqualität nach 6 bzw. 9 Monaten). Das beste Modell (R²=0,507 nach 10-fach Kreuzvalidierung) enthielt zusätzliche Prädiktorvariablen, die nur in den PRIMUM-Daten vorlagen und prädizierte Lebensqualität nach 6 Monaten. Starken Einfluss hatten depressive Symptome (-2.73 [95%KI: -3.56 bis -1.91], p<0.001) und Lebensqualität an Baseline (0.55 [95%KI: 0.47 bis 0.64], p<0.001).
Diskussion: Das beste Modell erreichte unter Einschluss plausibler Prädiktoren eine gute Varianzaufklärung, deren Erreichbarkeit bevölkerungsweit jedoch unsicher ist. Eine Modelloptimierung sowie die externe Validierung sind in einer individuellen Patientendaten-Metaanalyse aus fünf Polypharmazie-Interventionsstudien geplant.
Literatur
- 1.
- Muth C, et al. PRIorisierung von MUltimedikation bei Multimorbidität (PRIMUM): Cluster-RCT in Hausarztpraxen zeigte keine Effekte auf die Angemessenheit der Verschreibung. In: 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin; 18.-20.09.2014; Hamburg. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam043. DOI: 10.3205/14degam043