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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Die diagnostische Genauigkeit der 7-Item-Skala (GAD-7) und der 2-Item-Skala (GAD-2) zur Erkennung von Angststörungen bei Erwachsenen – ein systematischer Review

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Zekeriya Akturk - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland; Universitätsklinikum Augsburg, Institut für Allgemeinmedizin, Augsburg, Deutschland
  • Alexander Hapfelmeier - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland; Technische Universität München, Institut für KI und Informatik in der Medizin, München, Deutschland
  • Alexey Fomenko - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Michaela Olm - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Jan Gehrmann - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland; Technische Universität München, Lehrstuhl für Soziale Determinanten der Gesundheit, München, Deutschland
  • Victoria von Schrottenberg - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Clara Teusen - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Stefanie Eck - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Rahel Rehder - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Sarah Dawson - University of Bristol, Bristol Medical School, Bristol, Großbritannien
  • Bernd Löwe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Lehrstuhl für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Hamburg, Deutschland
  • Gerta Rücker - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
  • Antonius Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Klaus Linde - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocOS-02-02

doi: 10.3205/23degam241, urn:nbn:de:0183-23degam2414

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Akturk et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Angststörungen bleiben häufig unerkannt und können eine erhebliche Belastung darstellen.

Fragestellung: Das Hauptziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war die Bestimmung der diagnostischen Testgenauigkeit (diagnostic test accuracy, DTA) der 7-Item-Skala für generalisierte Angststörungen (GAD-7) und der 2-Item-Skala für generalisierte Angststörungen (GAD-2).

Methoden: Die Literatursuche erfolgte in Embase, MEDLINE und PsychInfo (Zeitraum 1990 bis 09/2022). Eingeschlossen wurden Querschnittsstudien bei Erwachsenen, die GAD-7/GAD-2 mit standardisierten oder strukturierten klinischen Interviews verglichen und die Erstellung von 2x2-Tabellen für die Zielerkrankungen Generalized Anxiety Disorder (GAD) und/oder Any Anxiety Disorder (AAD) ermöglichten. Das bivariate Modell wurde verwendet, um gepoolte Ergebnisse für Sensitivität und Spezifität (95% KI) zu erhalten, basierend auf Schwellenwerten, die den empfohlenen Werten am nächsten kommen. Zusätzlich wurde das Multiple-thresholds-Modell (MTM) für alle Schwellenwerte verwendet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 59 Studien eingeschlossen, die hinsichtlich klinischer, methodischer und statistischer Eigenschaften eine gewisse Heterogenität aufwiesen. Der GAD-7 hatte eine gepoolte Sensitivität von 0,68 (95% KI 0,61–0,74) und eine Spezifität von 0,88 (0,85–0,91) bei der Diagnose von GAD. Sensitivität und Spezifität variierten mit der klinischen Setting. So war z.B. die Sensitivität des GAD-7 zur Erkennung von GAD bei Patient:innen mit V.a. eine psychiatrische Erkrankung höher (0,80) und die Spezifität geringer (0,66), während beim Screening unselektierter Patient:innen in Praxen oder Kliniken die Sensitivität niedriger (0,57) und die Spezifität höher (0,93) lag. Die Analysen mit MTM deuten darauf hin, dass die DTA des GAD-7 mit einem niedrigeren Schwellenwert etwas höher liegt. Vergleichende Analysen ergaben ähnliche DTA für den GAD-2 und den GAD-7. Für die Erkennung von AAD ist die DTA etwas geringer als bei GAD.

Diskussion: Insgesamt scheinen der GAD-7 und der GAD-2 akzeptable bis gute DTA aufzuweisen. Ein niedrigerer Schwellenwert, als der derzeit empfohlene, könnte die DTA des GAD-7 erhöhen.

Take Home Message für die Praxis: Unter Berücksichtigung der klinischen Setting können GAD-7 und GAD-2 die Diagnose von GAD oder AAD unterstützen.