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Perianaler Morbus Bowen: Fallvorstellung und Update
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Die nach dem Bostoner Arzt John Templeton Bowen benannte Erkrankung stellt eine chronische Präkanzerose der Haut dar, welche sich durch ein zunächst peripheres Wachstum eines sich langsam vergrößernden Herdes auszeichnet. Hauptlokalisation der mit dem humanen Papillomavirus (HPV Typ 16 & 18) in Beziehung stehenden Erkrankung sind der Stamm sowie die Perianalregion. Der Morbus Bowen geht obligat (evtl. nach mehreren Jahren) in ein meist squamöses Plattenepithelkarzinom über. Die beschriebenen Behandlungsoptionen reichen von der radikalen Exzision bis zur klinischen Beobachtung bei kleineren Läsionen. Einzelne case reports und Pilotstudien berichten auch über die erfolgreiche lokale Anwendung des Interferonstimulators Imiquimod (Aldara). Da die Erkrankung in knapp der Hälfte der perianalen Diagnosenachweise als Zufallsbefund proktologischer Operationen auffällt und häufig der chirurgischen Defektdeckung bedarf, sollte das therapeutische Vorgehen auch dem Allgemein- und Viszeralchirurgen bekannt sein.
Material und Methoden
Kasuistik: Berichtet wird über den Verlauf eines 37-jährigen Mannes, der sich im September 2000 mit einer leicht erhabenen, unregelmäßig begrenzten, bräunlich-roten Hautläsion in unserer proktologischen Sondersprechstunde vorstellte. Symptomatisch wurde von Pruritus, Brennen und perianalen Blutungen berichtet.
Ergebnisse
Die Biopsie der Läsion bestätigte die Verdachtsdiagnose. Nach dem „anal mapping“ erfolgte eine breitflächige Exzision mit tumorfreien Schnitträndern. Im Rahmen der Wundheilung war eine einmalige Bougierung einer Analstenose erforderlich. Seit November 2000 ist der Patient kontinent sowie tumor- und beschwerdefrei - die Exzisionsstelle ist reizlos verheilt.
Schlussfolgerung
Eine Biopsie und histopathologische Aufarbeitung eines Morbus Bowen verdächtigen Befundes sind zur Diagnosesicherung und zur Abgrenzung anderer perianaler Dermatosen zwingend erforderlich. Hierbei sollte ein Dermatohistopathologe in die Diagnostik und Therapieplanung mit einbezogen werden. Anschließend sollte ein „anal mapping“ zur sicheren Bestimmung der Tumorausdehnung und Planung des operativen Procederes angeschlossen werden. Bislang stellt die radikale Exzision, z.T. mit anschließender plastischer Deckung, die zuverlässigste Therapieoption dieses hartnäckig rezidivierenden Krankheitsbildes dar. Die Radikalität weniger invasiver und weniger belastender Therapieformen - Laserablation über Kryotherapie bis zur reinen Verlaufsbeobachtung mikroskopischer Läsionen - ist hingegen bislang nicht ausreichend durch aussagekräftige Studien belegt. Eine regelmäßige Tumornachsorge ist obligat.