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Palmare winkelstabile Implantate bei Radiusfrakturen: nur teuer oder auch vorteilhaft?
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Frakturen mit extraartikulärer Trümmerzone ohne oder mit nur geringer Gelenkbeteiligung können gut mit einer Platte abgestützt werden. Hierbei sind dorsale und palmare Plattenlagen möglich. Bei der dorsalen Lage werden dabei die direkt über dem Knochen verlaufenden Strecksehnen gefährdet narbig zu verkleben oder zu reißen. Der dorsale Zugang bietet allerdings die Möglichkeit bei großen Trümmerzonen eine Spongiosaplastik oder Auffüllung mit Knochenersatzstoffen vorzunehmen. Die palmare Plattenlage ist weichteilschonender und ermöglicht eine gute Orientierung der erreichten Reposition. Mit Einführung neuer winkelstabilen Platten ist es nun möglich das reponierte distale Fragment durch in der Platte mit nicht verkippbaren Schrauben winkelstabil zu halten und somit sogar auf eine Spongiosaplastik zu verzichten. Es sollte daher überprüft werden ob sich distale Radiusfrakturen mit palmaren winkelstabilen Platten halten und ohne zusätzliche Knochentransplantation zur Ausheilung bringen lassen.
Material und Methoden
In einer prospektiven Studie wurden zwischen dem 1.3.2001 und 1.9.2002 40 Patienten mit distalen Radiusfrakturen (CCF: 2x A2- 13x A3-, 2x C1-, 22x C2- und 1x C3 Fraktur) mit winkelstabilen Kleinfragment-Titan-Plattenosteosynthesen (LC-Platten, Fa. Synthes©, Bochum) versorgt. In 37 Fällen wurden die Platten palmar ohne zusätzlichen kortikospongiösen Span angebracht. Alle Patienten wurden im Mittel nach 12,1 Monaten nachuntersucht. Dabei wurde das Bewegungsausmaß, die Griffstärke und das radiologische Ergebnis gemessen und nach dem Gartland-Score eingestuft. Funktionalität, subjektives Empfinden und Aktivitäten im täglichen Umgang wurden mit dem DASH-Score bewertet.
Ergebnisse
Alle Frakturen heilten aus. In einem Fall erfolgte eine Reosteosynthese nach einer Plattenverbiegung nach frühzeitiger Vollbelastung. Im Gartland-Score wurden im Mittel 5,1 Punkte erreicht. In 19 Fällen wurde ein sehr gutes und in 15 Fällen ein gutes und in 6 Fällen ein befriedigendes Ergebnis erzielt. Der DASH-Score betrug im Mittel 12,6 Punkte. Das Bewegungsausmaß betrug bei der Nachuntersuchung bei Streckung und Beugung im Handgelenk durchschnittlich 52°-0°-50°, bei Radial- und Ulnardeviation 20°-0°-27° und bei Pro- und Supination 82°-0°-78°. Bei der Faustschlussprobe wurden 80,3% der Kraft der Gegenseite erzielt. Auf den Röntgenbilder betrug der radio-karpale Winkel in der a.p.-Projektion im Mittel 22° bei einer palmaren Kippung von durchschnittlich 5°. Die Verkürzung des Radius betrug 0,1 mm. Winkelstabile Implantate sind allerdings mit höheren Kosten verbunden. So kostet die Kleinfragment-Titan-LC-Platte mit 6 winkelstabilen Schrauben belegt zurzeit 216,70 €.
Schlussfolgerung
Radiusfrakturen mit metaphysären einseitigen Trümmerzonen lassen sich mit guten Ergebnissen mit winkelstabilen Platten über einen palmaren Zugang versorgen. Eine zusätzliche Spongiosaplastik war routinemäßig nicht notwendig. Eine Metallentfernung ist nur in Ausnahmefällen nötig. Zur Kostenreduktion können proximal normale Kleinfragmentschrauben eingesetzt werden. So reduzieren sich die Kosten der Instrumentation auf 160,90 €.