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Perianale Fisteln und Risikofaktoren für ein permanentes Ileo- oder Kolostoma im Langzeitverlauf bei Morbus Crohn
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Perianale Fisteln mit Abszessbildungen sind eine häufige Komplikation bei Patienten mit Morbus Crohn. Eine konservative chirurgische Therapie mittels Drainageprozeduren ist oft erforderlich, aufgrund anhaltender perianaler Krankheitsaktivität kann die temporäre oder dauerhafte Anlage eines Stomas zur Verbesserung der Lebensqualität erforderlich werden. Ziel der vorliegenden Studie war, den Verlauf des perianalen Morbus Crohn zu untersuchen und dabei Risikofaktoren für eine temporäre oder definitive Stomaanlage zu identifizieren.
Material und Methoden
Retrospektiv analysiert wurden 97 Patienten (w:m 50:47, Alter Median 23 Jahre, Range 8-51 Jahre), die sich zwischen 1992 und 1995 erstmals wegen einer perianalen Crohn-Manifestation behandeln liessen. Im Rahmen einer erneuten standardisierten Befragung dieser Patienten und anhand der Durchsicht der Patientenakten wurden die perianale Krankheitsaktivität und die Erfordernis abdomineller Operationen erhoben und in bezug auf einen prädiktiven Vorhersagewert zur Einschätzung des Risikos für eine Stomaanlage analysiert.
Ergebnisse
Die mediane Nachbeobachtungszeit ab Erkrankungsbeginn betrug 16 Jahre (Range 8-37 Jahre). 83 der 97 Patienten mußten sich im Beobachtungs-zeitraum insgesamt 227 abdominalchirurgischen Eingriffen unterziehen. 21 Patienten (22%) erhielten ein temporäres Stoma, bei 30 Patienten wurde eine definitive Stomaanlage erforderlich (Stomarisiko [SR] 31%). Ein erhöhtes Stomarisiko hatten Patienten mit komplexen perianalen Abszessen (SR 36%), mit komplexen perianalen Fistelsystemen (SR 38%) und mit anovaginalen Fisteln (SR 54%). Statistisch signifikante Prädiktoren für ein definitives Stoma waren komplexe perianale Fisteln, anovaginale Fisteln und eine vorangegangene Kolektomie.
Schlussfolgerung
Perianale Crohnmanifestationen können mit konservierenden, Kontinenz-erhaltenden Verfahren in der Regel beherrscht werden. Trotzdem erzwingt eine anhaltende Krankheitsaktivität und eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität bei einer erheblichen Zahl der Patienten im Langzeitverlauf die Anlage eines temporären oder definitiven Stomas. Hiervon sind v.a. Patienten mit komplexen Fistelsystemen, anovaginalen Fisteln und Patienten nach Kolektomie betroffen.