Artikel
Die Chirurgie des Doppeldaumens - Erfahrungen aus 120 Fällen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung
Doppeldaumen zählen zu den häufigsten angeborenen Handfehlbildungen. Ziel der chirurgischen Behandlung ist es einen stabilen, achsgerechten und ästhetisch ansprechenden Daumen mit guter Greiffunktion zu schaffen. Hierzu werden in der Literatur die einfache Ablation, die zentrale Resektion - wie z.B. bei der Bilhaut-Operation - und Verfahren genannt, bei denen aus den besten Komponenten beider Anlagen ein neuer Daumen gebildet wird. Ziel unserer Studie ist eine kritische Bewertung der jeweiligen Verfahren anhand unserer eigenen klinischen Erfahrungen mit 113 Patienten.
Material und Methoden
Zwischen 1992 und 2003 wurden 67 männliche und 46 weibliche Pattienten mit 120 Doppeldaumen (7 bilateral) an unserer Klinik operiert. Die Patienten wurden anhand der Röntgenbilder nach Wassel klassifiziert. Die Resultate der Primär- und Folgeoperationen wurden analysiert und mit den Daten einer Ergebniskontrolle nach durchschnittlich 4,5 Jahren (Spanne: 9 Monate bis 11 Jahre) verglichen.
Ergebnisse
Die häufigsten Varianten nach der Klassifikation von Wassel waren der Typ IV mit kompletter Doppelbildung von Grund- und Endglied in 53 Fällen (48%) und der Typ II mit vollständiger Doppelung des Endglieds in 27 Fällen (22%). Das Patientenalter bei der Erstoperation lag im Mittel bei 20 Monaten (Minimum: 5 Monate, Maximum: 7 Jahre). 11 Patienten wurden andernorts voroperiert. Bei 8 Patienten erfolgte primär nur eine Ablation der hypoplastischen Anlage. In 88 Fällen wurden die Kollateralbänder rekonstruiert, bei 51 Patienten kombiniert mit einer Lösung und Verlagerung oder Reinsertion der Sehne. Eine Osteotomie der proximalen Phalanx oder des Metakarpale I wurde in 47 Fällen durchgeführt. Fünf Patienten wurden in Anlehnung an die Bilhaut-Methode operiert. Die häufigsten Komplikationen waren Achsabweichungen (n=12), Gelenkkontrakturen (n=2), Gelenkinstabilitäten (n=11), Narbenkontrakturen (n=7) und Nagelwachstumsstörungen (n=5). An Sekundäreingriffen wurden Narbenlösungen (n=7), Kollateralbandrekonstruktionen (n=6), Arthrodesen / Chondrodesen (n=4) und Korrekturosteotomien (n=6) durchgeführt.
Schlussfolgerung
Die Korrektur des Doppeldaumens ist ein komplexer Eingriff - die einfache Ablation führt überwiegend zu schlechten funktionellen und ästhetischen Resultaten. Voraussetzung eines guten funktionellen und ästhetischen Ergebnisses ist die anatomiegerechte Korrektur aller beteiligten Knochen-, Kapsel, -Band- und Sehnenstrukturen auf Grundlage einer sorgfältigen präoperative Bewertung. Probleme der klassischen Bilhaut-Methode, wie die Spaltnageldeformität und fehlende Beweglichkeit, lassen sich durch technische Modifikationen vermeiden.