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Informationsverhalten von Patienten im Internet und Einfluß der Internetpräsenz auf die Auswahl einer Klinik
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Das Internet bietet Patienten breite Informationsmöglichkeiten zu medizinischen Themen, sowie zu den Leistungsspektren einzelner Kliniken. Unter dem zunehmenden Kostendruck in der Medizin und mit dem Hintergrund gut informierter Patienten kommt der Präsentation einer Klinik im Internet eine potentielle ökonomische Bedeutung zu. Dennoch existieren derzeit kaum Daten zur Nutzung von Klinikinformationen im Internet. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Nutzung von Internetinformationen und den Einfluß auf die Krankenhauswahl einer chirurgischen Universitätsklinik zu untersuchen.
Material und Methoden: Im Zeitraum von 08/2005 – 08/2006 wurden alle Patienten einer chirurgischen Universitätsklinik mit elektiver Aufnahmeindikation mit einem standardisierten Fragebogen befragt. Die Fragebögen wurden anonym über einen Briefkasten gesammelt. Der Fragebogen umfaßte demographische Daten, sowie Daten zum Internet-Nutzungsverhalten, welche über eine 5-Punkte-Skala erfaßt wurden. Die Ergebnisse werden als Mittelwert (MW) ± Standardabweichung (SD) für intervallskalierte Daten, bzw. als Median ± SD für ordinalskalierte Daten angegeben.
Ergebnisse: Es wurden 1288 Patienten in die Studie aufgenommen, der Rücklauf betrug 989 Fragebögen (77%). Das Patientenalter lag bei 53,2 ± 16,2 Jahren. Insgesamt haben 33,1% der Patienten im Internet nach Informationen zu Ihrer Erkrankung gesucht. Patienten, die nach Informationen gesucht haben, waren deutlich jünger (44,1 ± 12,8 Jahre) als Patienten, die nicht gesucht haben (58,2 ± 15,9; p≤0,001). So haben 60% der unter 30-Jährigen gesucht, jedoch nur 25,2% der Altersgruppe 51-70 Jahre. Bezüglich der Erkrankung ergaben sich Unterschiede hinsichtlich der Suche im Internet. Patienten mit anorektalen (61,9%) und chronisch-entzündlichen Erkrankungen (57,8%) haben deutlich häufiger gesucht, als Patienten mit Gefäß- (25,0%) oder Lungenerkrankungen (1%). Die folgenden Daten beziehen sich auf Patienten, die im Internet gesucht haben: 77,5% haben selbst gesucht, in 2,2% hat der Hausarzt und in den übrigen Fällen haben Verwandte recherchiert. 85,4% haben über Suchmaschinen recherchiert (Google: 72,3%), nur 12,4% über andere Quellen. 43,2% der Patienten haben länger als eine Stunde gesucht. Die Internetseiten der Studien-Klinik wurden von 69% der Patienten aufgesucht und in 77,8% wurden die gewünschten Informationen gefunden. 27,5% der Patienten gaben einen hohen Einfluß von Internetinformationen auf die Auswahl der Klinik an. 12% haben die Klinik allein aufgrund dieser Informationen ausgesucht, 44,6% aufgrund einer hausärztlichen Überweisung.
Schlussfolgerung: 1.) Das Internet wird in hohem Ausmaß vor elektiver Aufnahme in einer Klinik als Informationsquelle benutzt. Insbesondere Patienten unter 50 Jahren informieren sich zielgerichtet. Der überwiegende Anteil der Recherche erfolgt über etablierte Suchmaschinen. 2.) Einige Erkrankungen korrelieren positiv mit dem Suchverhalten, z.B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Erkrankungen mit hohem Informationsbedarf und jüngerem Patientenalter sollten daher gezielt Informationen erhalten 4.) Die hausärztliche Überweisung bleibt der häufigste Grund für eine Aufnahme, jedoch betrachten über 2/3 der Patienten das Internetangebot der Klinik und 12% entscheiden sich allein aufgrund von Internetinformationen für die Klinik. Die Präsentation einer Klinik im Internet hat damit auch eine wesentliche ökonomische Bedeutung, die in Zukunft weiter zunehmen wird.