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Revaskularisierung und Defektdeckung der unteren Extremität nach großer Fremdkörpereinsprengung – Eine Fallbeschreibung
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Veröffentlicht: | 20. Mai 2011 |
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Einleitung: Die funktionelle und ästhetische Rekonstruktion nach großer Fremdkörpereinsprengung im Bereich der Extremitäten sind eine große Herausforderung der rekonstruktiven Chirurgie. Wir berichten über einen klinischen Fall, bei dem nach Einsprengung eines großen Fremdkörpers neben der Arteria femoralis, der Begleitvenen und des partiell durchtrennten N. femoralis ein großer Weichteildefekt mit Zerstörung großer Teile der Adduktorenmuskulatur am medialen Oberschenkel resultierte. Neben der Revaskularisation durch ein Saphena-Magna-Interponat und einer Interpostition von Suralisnerveninterponaten wurde der große Weichteildefekt mittels einer gestielten ALT-Lappenplastik verschlossen. Der Patient ist heute wieder vollkommen mobil ohne Gehhilfen, und komplett eigenständig im alltäglichen Leben und geht seiner beruflichen Tätigkeit in uneingeschränkter Form wieder nach.
Material und Methoden: Ein 48-jähriger Steinmetz erlitt eine Fremdkörpereinsprengung im Oberschenkelbereich durch einen abgelösten Bremsklotz seiner Schleifmaschine (10x10 cm). Bei Ankunft in unserer Ambulanz zeigt sich das rechte Bein avaskulär und ein 11x16 cm großer Weichteildefekt im Bereich des medio-kranialen Oberschenkels rechts. In der notfallmäßig durchgeführten Operation wurde der Fremdkörper geborgen, die Extremität mittels Vena Saphena-Inteponat von der Gegenseite revaskularisiert, der teilverletzte Nervus femoralis mit mehreren ipsilateralen Nervus Suralisinterponaten rekonstruiert, und der resultierende Weichteildefekt mit einer gestielten ALT-Lappenplastik verschlossen. Der Hebedefekt wurde mit einer Spalthauttransplantation gedeckt. Nach einer Woche wurde eine lokale Revision bei Wundinfekt notwendig, daraufhin kam es rasch zur Abheilung.
Ergebnisse: Durch die beschriebene operative Versorgung konnte das rechte Bein erhalten werden und es besteht drei Monate nach Trauma eine leichte Beinadduktionsschwäche, sowie eine umschriebene Hyposensibilität im Bereich der frontalen Unterschenkels.
Schlussfolgerung: Bei großflächigen Weichteildefekten im Bereich der proximalen Oberschenkelregion sind auch aufwendige notfallmäßig durchgeführte Operationen mit der Kombination mehrerer rekonstruktiver Verfahren zu empfehlen, da so oft die Amputation ganzer Gliedmaßen bei gutem funktionellen Endergebnis vermieden werden kann. Durch den Einsatz mehrerer moderner mikrochirurgischer Verfahren in der notfallmäßigen Versorgung nach großen Fremdkörpereinsprengungen kann eine Amputation verhindert und ein hohes Maß an Lebensqualität bei guter Funktionalität erreicht werden.