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Der Pankreas-Operateur im Fokus – Die Belastungen des Chirurgen-Teams bei der Whipple-Operation in einem Pankreaszentrum
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Veröffentlicht: | 20. Mai 2011 |
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Einleitung: Operateure in einem spezialisierten Pankreaszentrum sind häufig mit einer hohen Operationsfrequenz konfrontiert. Bisher gibt es keine Untersuchungen über die Belastungen des OP-Teams in der Pankreaschirurgie. Ziel der Untersuchung war es daher, die physischen und psychischen Belastungen des Chirurgen-Teams bei komplexen Pankreaseingriffen zu erfassen.
Material und Methoden: Es erfolgte eine prospektive Analyse der arbeitsphysiologischen Belastungen des Chirurgen-Teams während Pankreasoperationen, wobei die drei Belastungs-Modalitäten „OP ohne Pause“ (OPoP), „OP mit 20minütiger Pause“ (OPmP) und „Office-Day“ (OD) für die Personengruppen „Operateur“, „1. Assistent“ und „2. Assistent“ (je n = 2) an jeweils 8-10 Tagen verglichen wurden. Folgende physiologische Parameter wurden erfasst: Herzfrequenzvariabilität (HFV) mittels Langzeit-EKG (SDNN und Triangularindex), Speichelkortisol-Tagesprofil, Blutglucose-Profil und Netto-Gewichtsverlust. Als psychomentales Testverfahren diente der Task switching Test (= TST), mit dem sich spezifische Modulationen von kognitiven Funktionen durch tätigkeitsbedingte Beanspruchungen nachweisen lassen.
Ergebnisse: Im Vergleich zwischen den OP-Tagen gegenüber dem OD zeigte sich eine signifikant verringerte HFV als Zeichen des erhöhten Sympathikotonus sowie ein signifikanter Abfall der HFV im ersten ¼ der Operation. Der TST zeigte Hinweise für eher planbasiertes Handeln an OP-Tagen gegenüber ereignisorientiertem Handeln am OD.
Beim Vergleich OPoP vs. OPmP zeigte sich für die HFV kein signifikanter Unterschied im Sinne einer sympathiko-vagalen Regulation. Allerdings ergab sich ein signifikant höherer Netto-Gewichtsverlust (462g vs. 330g; p ≤ 0,05) und geringerer Blutglucosespiegel im letzten ¼ der Operation (95mg/dl vs. 110 mg/dl; p ≤ 0,001). Der TST zeigte für die Modalität OPoP eine erhöhte Beanspruchung sowie geringe exogene Ablenkbarkeit des OP-Teams. Interessanterweise kam es bei der OPoP eher zu einer Leistungsverbesserung im TST mit einer Stärkung des planbasierten Handelns. Die Speichelkortisolprofile zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen den drei Modalitäten.
Schlussfolgerung: Erstmals wurde das Chirurgen-Team bei Pankreaseingriffen arbeitsphysiologisch erfasst, wobei teils erhebliche Belastungen festgestellt werden konnten. Diese Methodik ermöglicht weitere Untersuchungen, um den Arbeitsplatz des Pankreaschirurgen arbeitsmedizinisch zu optimieren.