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Ileozökalresektion bei Morbus Crohn – Postoperative Komplikationsrate in Abhängigkeit von Indikationsstellung, präoperativer Immunsuppression und POSSUM-Score
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Die Ileozökalresektion ist die Standardtherapie bei stenosierenden, fistulierenden oder abszedierenden Prozessen im Rahmen einer therapierefraktären Ileitis terminalis bei Morbus Crohn. Patienten mit Morbus Crohn haben auf Grund ihrer chronisch inflammatorischen Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen.
In dieser retrospektiven Studie wurde der Einfluss des POSSUM Scores, ein prädiktiver Score zur Erfassung des perioperativen OP-Risikos der Patienten, der OP-Indikation sowie der präoperativen Immunsuppression auf die Rate an postoperativen Komplikationen untersucht.
Material und Methoden: Die klinischen Daten von insgesamt 115 Patienten, die sich im Zeitraum von 2007 – 2014 in unserer Klinik einer Ileozökalresektion bei Morbus Crohn unterzogen wurden im Einverständnis der Patienten gesammelt und statistisch ausgewertet. Die Beurteilung des perioperativen Risikos erfolgte unter Verwendung des POSSUM-Scores (Physiologic and Operative Severity Score for the enUmeration of Mortality and Morbidity). Bei der Untersuchung des Einflusses der Immunsuppression wurde zwischen Therapieregimen gänzlich ohne Immunsuppression sowie mit und ohne Einsatz von TNF-α Antagonisten (Infliximab, Adalimumab) unterschieden.
Ergebnisse: Insgesamt entwickelten 35% aller Patienten postoperative Komplikationen, 10% mussten sich im selben Krankenhausaufenthalt einer Revisionsoperation unterziehen.
Patienten deren OP-Indikation auf Grund fistulierender oder abszedierender Ileitis terminalis gestellt wurde hatten eine um 25% höhere Rate an postoperativen Komplikationen als Patienten mit stenosierender Erkrankung. Patienten, die präoperativ im Rahmen ihrer Morbus Crohn Therapie einen TNF-α Antagonisten erhielten, zeigten eine um 80% geringere Rate an Komplikationen als die Gruppe, die eine andere oder gar keine immunsuppressive Therapie erhielten. Mit Infliximab oder Adalimumab vorbehandelte Patienten wiesen zudem wesentlich seltener abszedierende oder fistulierende Entzündungsprozesse auf. Der präoperativ erfasste POSSUM-Score zeigte keinen Einfluss auf die Komplikationsrate.
Schlussfolgerung: Die Ileozökalresektion bei Morbus Crohn ist ein Eingriff mit einer hohen Rate an postoperativen Komplikationen. Die Komplikationsrate hängt im Wesentlichen davon ab, ob bei Indikationsstellung fistulierende oder abszedierende entzündliche Prozesse des terminalen Ileums vorlagen. Patienten deren Grunderkrankung im Voraus mit TNF-α Antagonisten behandelt wurde zeigten eine signifikant niedrige Komplikationsrate. Dies hängt mutmaßlich mit dem selteneren Vorliegen einer Fistel sowie eines belgeitenden Abszesses zusammen und könnte ein zusätzliches Argument zur Behandlung des therapierefraktären Morbus Crohn mit TNF-α Antagonisten darstellen.
Der beispielsweise in der kolorektalen Chirurgie erfolgreich verwendete POSSUM-Score erlaubt in dem von uns untersuchten Patientenkollektiv keine Vorhersage des perioperativen Risikos.