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Postoperative Calciumhomöostase: Einfluss von Schilddrüsenresektionsausmaß und Durchführung einer Nebenschilddrüsen Autotransplantation
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Das Auftreten einer postoperativen transienten Hypocalcämie nach Schilddrüseneingriffenin ist in der Literatur bei bis zu 50% der Patienten beschrieben und stellt den häufigsten Grund für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt dar. Die Nebenschilddrüsen-Autotransplantation (NSD-AT), etabliert im Rahmen der Therapie des sekundären Hyperparathyreoidismus, kann zur Vermeidung einer Hypocalcämie nach Schilddrüsenresektion beitragen. Ziel der vorliegenden Studie war, das Schilddrüsenresektionsausmaß sowie die Durchführung einer NSD-AT hinsichtlich des Einflusses auf die Calciumhomöostase zu evaluieren
Material und Methoden: In einer retrospektiven Analyse von 01/2010–07/2014 wurden alle Patienten mit einer Schilddrüsenresektion erfasst. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Rezidiveingriffen, HPT und Niereninsuffizienz. Erfasst wurden: demographische Daten, Operationsverfahren sowie perioperative Calcium- (Ca2+) und Parathormonwerte (PTH). Eine Hypocalcämie wurde definiert als Ca2+<2,0 mmol/l und unterteilt in transient (während des stationärer Aufenthaltes) und permanent (Dauer >6 Monate). Zudem wurde die notwendige tägliche Ca2+Substitution nach folgender Einteilung differenziert: Gruppe A: kein Ca2+; Gruppe B: ≤1g Ca2+; Gruppe C: >1g ≤3g Ca2+; Gruppe D: >3g Ca2+.
Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 306 Patienten (m:w = 102:204; Durchschnittsalter 51 Jahre (range 18-89)). Im Follow-up (bis 01/2014) konnten 70/105 (66,7%) Patienten erfasst werden. Tabellarisch dargestellt sind Operationsverfahren mit Anzahl der NSD-AT, Auftreten einer Hypocalcämie sowie Dauer des stationären Aufenthaltes (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Eine postoperative Hypocalcämie zeigte sich signifikant häufiger nach Thyreoidektomie (TE) (+/-Lymphadenektomie) im Vergleich zur OP nach Dunhill (DUN) und Hemithyreoidektomie (hTE) (p=0.001) und ging mit einem signifikant höherem Calciumbedarf (Gruppe D; p=0.001) sowie postoperativem PTH Abfall (p<0.01) einher. Bei durchgeführter NSD-AT nach TE traten weniger transiente Hypocalcämien auf als ohne NSD-AT (58,3% vs. 68,1%; p=0.39). 45/125(36%) der Patienten mit einer Hypocalcämie wiesen eine klinische Symptomatik auf.
Die mediane postoperative Verweildauer war bei Auftreten einer Hypocalcämie signifikant länger 5d (range 2-49) vs. 3d (range 1-30, p =0,000). Bei begleitender klinischer Symptomatik lag der postoperative Aufenthalt bei 7.4 d (median= 5d; range:2d-49d; p=0,003).
Eine permanente Hypocalcämie (mit NSD-AT vs. ohne NSD-AT) bestand nach TE bei 1/5 (20%) Patienten vs. 8/31 (25,8%); p=0.79, bei der TE + LAE 2/7 (28,6%) vs. 1/7 (14,3%); p=0.55 bei der DUN 0/4 (0%) vs. 1/5 (20%); p=0.41. und bei der hTE 0/0 vs. 2/11 (18,2%); p=0.00).
Schlussfolgerung: Das Risiko einer postoperativen Hypocalcämie steigt signifikant mit dem Schilddrüsenresektionsausmaß und spiegelt sich in einer deutlich erhöhten Calciumsubstitution sowie einer verlängerten postoperativen Krankenhausverweildauer wieder. In der vorliegenden Studie konnte durch eine NSD-Autotransplantation unabhängig des Resektionsausmaß weder das Auftreten einer transienten noch einer permanenten Hypocalcämie positiv beeinflusst werden. Bei einer Follow-up Rate von 66,7% ist die Aussagekraft der Ergebnisse allerdings eingeschränkt.