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Einfluss der Immunsuppression nach Lebertransplantation auf Mundgesundheitszustand, Parodontitis und dentalen Status – eine klinische monozentrische Querschnittsstudie
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Studien zum Mundgesundheitszustand von Organtransplantierten haben wiederholt mangelhafte dentale und parodontale Befunde gezeigt. Der Nachweis der Matrix-Metalloprotienase-8 (aMMP-8) zur Bestimmung des aktiven Gewebeabbaus bei vorliegender Erkrankung des Zahnhalteapparates (Parodontitisgrad) ist in der Zahnmedizin ein etabliertes Verfahren. Ziel der vorliegenden Studie war es, zusätzlich zur Erfassung des dentalen und parodontalen Status von Patienten vor und nach Lebertransplantation den Einfluss der Immunsuppression auf die Zusammensetzung des parodontalen Biofilms und die aMMP-8 Aktivität als Parodontitis-Biomarker zu untersuchen.
Material und Methoden: In einer klinischen monozentrischen Querschnittsstudie wurden insgesamt 110 Patienten eingeschlossen und in zwei Gruppen eingeteilt: vor (n=35) und nach (n=75) Lebertransplantation. Der dentale und parodontale Befund sowie Mundhygienezustand wurde fachzahnärztlich erfasst. Zusätzlich wurden alle Patienten gebeten einen Fragebogen zur persönlichen Mundhygiene und zahnärztlichem Besuchsverhalten zu beantworten. Anhand von oral entnommenen Proben wurde eine mikrobiologische Untersuchung zur Bestimmung vorhandener Candida species und der Zusammensetzung des parodontalen bakteriellen Biofilms durchgeführt. Zusätzlich wurde das aMMP-8-Level bestimmt und entsprechend dem vorliegendem Wert gewichtet (Score 0: 0-8 ng/ml = gesund, Score 1: 8-20 ng/ml = Gingivitis, Score 2: >20 ng/ml = Parodontitis).
Ergebnisse: Hinsichtlich dentalem, parodontalem und Mundhygienezustand der Patienten beider Gruppen waren keine signifikanten Unterschiede festzustellen, gleichwohl ein deutlich besserer Karies-Sanierungsgrad unter den Patienten nach Lebertransplantation beobachtet werden konnte. Bei der Zusammensetzung des parodontalen bakteriellen Biofilms und des Vorkommens bestimmter Candida species ließ sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied nachweisen. Im Vergleich der aMMP-8-Scores zeigte sich hingegen ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen: Patienten nach Lebertransplantation zeigten signifikant häufiger einen Score 0 (gesund; p=0,024) und Score 1 (Gingivitis / milde Parodontitis; p=0,004), obwohl die Ergebnisse der klinischen Untersuchung auf Parodontitis, wie z.B. Blutung beim Sondieren und Parodontitis-Schweregrad, in beiden Gruppen vergleichbar waren. Insgesamt wiesen die Patienten beider Gruppen einen deutlichen parodontalen und dentalen Behandlungsbedarf auf. Im Vergleich zu den Daten der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV = Normalbevölkerung) war der Behandlungs-bedarf im hier untersuchten Patientenkollektiv jedoch geringfügiger ausgeprägt. Ein Einfluss der immunsuppressiven Medikation auf die Zusammensetzung des parodontalen bakteriellen Biofilms und das Vorkommen bestimmter Candida species konnte in der aktuellen Studie nicht festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass trotz einer verbesserten Kariessanierung weiterhin ein hoher parodontaler Behandlungsbedarf bei Patienten nach Lebertransplantation besteht. Interessanterweise war der klinische Parodontitisbefund vor und nach Lebertransplantation gleich, während die aMMP-8-Konzentration bei Patienten nach Lebertransplantation signifikant geringer ausgeprägt war. Dies lässt vermuten, dass die immunsuppressive Medikation einen Einfluss auf die humorale Komponente der Parodontitisgenese hat.