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Die Scaphoidfraktur: zwischen Pseudarthrose und anatomischer Varianz
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Text
Einleitung: Die Fraktur des Os scaphoideum ist im Bereich der Handwurzel mit ca. 80% die häufigste Fraktur. Der typische Unfallmechanismus ist ein Hyperextensionstrauma mit Extension des Radiokarpalgelenkes über 60°. Gerade die frische Fraktur des Kahnbeins kann gewisse diagnostische Schwierigkeiten bereiten und wird nicht selten übersehen. Unbehandelt führt die Scaphoidfraktur größtenteils zu einer Pseudarthrose, welche wiederum in einen Handwurzelkollaps münden kann. Gerade die Unterscheidung zwischen frischer Fraktur, Pseudarthrose oder sogar anatomischer Varianz des Os scaphoideum bei vorliegendem Handgelenksschmerz loco typico sind jedoch auch mittels durchgeführter CT nicht immer einfach. Wir stellen hier zwei Patienten vor, welche sich mit radialen Handgelenksbeschwerden vorstellten.
Material und Methoden: Der erste Patient (25 a) stellte sich mit persistierendem Handgelenksschmerz nach einer Handgelenksdistorsion, welche er sich vor drei Monaten beim Fußballspielen zugezogen hatte, vor. Bei der klinischen Untersuchung gab der Patient insbesondere Schmerzen im Bereich dorsal über dem Os scaphoideum sowie an der ulnaren Handkante an. Die Beweglichkeit des Handgelenkes war endgradig eingeschränkt, jedoch insbesondere bei der Ausübung des Berufes als Chemielaborant hinderlich. Im Rahmen einer CT-Untersuchung zeigte sich neben einem erweiterten SL-Spalt auch ein zweigeteiltes Os scaphoideum mit Verdacht auf Scaphoidfraktur.
Der zweite Patient war ein 55-jähriger Mann, der sich mit Handgelenksschmerzen bei endgradiger Belastung vorstellte. Bei Anamneseerhebung gab der Patient an, vor ca. 25 Jahren beim Fußballspielen gestürzt zu sein. Hier sei bereits damals die klinische Verdachtsdiagnose einer Kahnbeinfraktur gestellt worden, jedoch ohne Einleitung weiterer diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen. In der CT-Untersuchung zeigte sich eine Pseudarthrose des Os scaphoideum.
Ergebnisse: Im ersten Fall führten wir nach einer diagnostischen Handgelenksarthroskopie mit dem Nachweis einer frischen SL-Bandruptur die primäre SL-Band Rekonstruktion durch. Der Verdacht der Scaphoidfraktur konnte nicht erhärtet werden, da es sich bei dem Patient um eine beiderseitige Anlage eines Os scaphoideum bipartitum handelte und somit ohne Krankheitswert war.
Im zweiten Fall entschieden wir uns aufgrund einer nach über 25 Jahren sich eingestellter straffer Pseudarthrose, für eine abwartende Haltung.
Schlussfolgerung: Schmerzen im Bereich des radialen Handgelenkes stellen differentialdiagnostisch keine leichte Aufgabe dar. Hier können mehrere Pathologien, wie z.B. Frakturen des Handgelenkes, Bandverletzungen oder Arthrosen, ursächlich sein. Die Diagnosefindung einer Scaphoidfraktur insbesondere in der Differenzierung der frischen Fraktur, der Pseudarthrose oder einer möglichen Normvariante kann sich als schwierig herausstellen. Im Falle der hier vorgestellten Patienten zeigte sich in der weiterführenden Diagnostik zum einen eine anatomische Normvariante und zum anderen eine straffe Pseudarthrose, beide ohne Indikation zur chirurgischen Intervention.