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Polytrauma und Gefäßverletzung – Life before limb
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Text
Einleitung: In unserer Klinik wurden in den vergangenen 15 Jahren 1184 polytraumatisierte Patienten mit einem durchschnittlichen ISS von 33,9 behandelt, die Letalität liegt bei 10,6%. Die Gefäßverletzung ist auch in überregionalen Traumazentren selten, stellt aber eine interdisziplinäre logistische Herausforderung unter hohem Zeitdruck dar.
Material und Methoden: Die Polytraumaversorgung folgt bei uns einem standardisierten Algorithmus, wobei das Prinzip damage control angewendet wird. Retrospektiv werteten wir die Daten der Gefäßverletzungen von 2008–2012 hinsichtlich der Schwere und der Verteilung der Verletzungen aus und gehen auf die erforderliche Diagnostik und das Outcome ein.
Ergebnisse: Von 1996 bis 2011 wurden 1184 polytraumatisierte Patienten behandelt. Beim kreislaufinstabilen Patienten muss im Rahmen des damage control Konzeptes die initiale OP Zeit so kurz wie möglich gehalten werden, so dass ausgedehnte Rekonstruktionen kontraindiziert sind. Die weitaus meisten Gefäßverletzungen bei den schweren Polytraumen betreffen das Abdomen (40% mit abdomineller Beteiligung) oder subtotale Amputationen. Vaskuläre Läsionen finden wir sowohl bei schweren Monoverletzungen als auch bei Polytraumatisierten. In den vergangenen 5 Jahren rekonstruierten wir 50-mal. Traumatische Aortendissektionen traten in 7, Verletzungen der oberen in 16 und der unteren Extremität in 21 Fällen auf. Viszerale bzw. iliacale Rekonstruktionen waren 6-mal erforderlich. Ein Bein musste sekundär amputiert werden. Ausschlaggebend für die verbleibende Funktionsfähigkeit war immer der begleitende muskulo-cutane bzw. nervale Schaden.
Schlussfolgerung: Die im Rahmen der Polytraumabehandlung trainierte reibungslose, enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist Voraussetzung für eine suffiziente Versorgung dieser schweren Verletzungen. Die bei uns durchgeführte Computertomographie („Traumaspirale“) stellt das Ausmaß der Gefäßverletzung so sicher dar, dass eine weiterführende angiographische Diagnostik nur im Ausnahmefall und dann mit therapeutischer Intention oder zur zentralen Blutungskontrolle erforderlich ist.