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Der Nervus vagus moduliert die Zellmigration im Mausmodell der postoperativen Immundysfunktion
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Chirurgische Eingriffe rufen eine postoperative Immundysfunktion hervor. Im Falle von Komplikationen im postoperativen Verlauf kann diese zu einer erhöhten Mortalität führen. Die Immundysfunktion wird im Mausmodell „Surgically-induced Immune Dysfunction (SID)“ abgebildet. Es ist bekannt, dass der Nervus vagus eine bedeutende Rolle bei der Regulation des Immunsystems spielt. So kann über den cholinergen anti-inflammatorischen Signalweg die Zytokinfreisetzung in der Milz herunterreguliert werden. Um erste Einblicke in ein Zusammenspiel beider Mechanismen zu erhalten, wurde in der vorliegenden Arbeit die Zellmigration des angeborenen Immunsystems von Mäusen im SID-Modell nach vorheriger subdiaphragmaler Vagotomie analysiert.
Material und Methoden: Subdiaphragmale Vagotomie (VGX): In weiblichen C57BL/6 Mäusen wurden nach Laparotomie beide Vagusäste unmittelbar unterhalb des Zwerchfells durchtrennt. Als Kontrolle dienten laparotomierte Mäuse, deren Vagusäste zwar dargestellt, aber nicht durchtrennt wurden.
Surgically-induced Immune Dysfunction (SID): 6 Tage nach Vagotomie wurde das Modell SID durchgeführt. Hierzu wurde nach Re-Laparotomie der Dünndarm zwischen zwei Wattestäbchen dreimal antegrad in standardisierter Art und Weise ausgestrichen. In der Kontrollgruppe wurde nach Laparotomie das Intestinum nicht berührt.
Die Leukozytenpopulationen in Milz, Blut und Dünndarm wurde mit Hilfe eines LSRII-Flow Zytometers (BD) am 5. Tag nach SID bestimmt. Die Datenauswertung erfolgte mit Graph Pad Prism Software.
Ergebnisse: Nach alleiniger SID kommt es zu einer leichten Reduktion der Anzahl der neutrophilen Granulozyten in der Milz am 5. postoperativen Tag, wobei nach vorheriger Vagotomie die Neutrophilen-Zellzahl signifikant ansteigt (n=7 pro Gruppe, p=0.013). Im Gegensatz dazu wird durch SID die Zahl der Neutrophilen im Blut signifikant erhöht (n=7, p=0.001), nicht jedoch in Mäusen des SID Modells, deren Nervus vagus durchtrennt war.
Vergleichbares wurde für Makrophagen beobachtet: nach SID wird die Zahl der Makrophagen in der Milz signifikant reduziert (p=0.004), die subdiaphragmale Vagotomie hebt diesen Effekt wieder auf. Hinsichtlich der im Blut zirkulierenden Monozyten konnte in vagotomierten Mäusen eine signifikant vermehrte Anzahl festgestellt werden im Vergleich zu Mäusen nach SID mit einem intakten Nervus vagus (p=0.012). In der Dünndarmwand war die Zahl der Makrophagen am 5. postoperativen Tag nach SID erhöht. Die VGX hatte auf diesen Effekt keinen Einfluss.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse belegen, dass der Nervus vagus im Mausmodell der postoperativen Immunsuppression die Zellmigration von der Milz hin zum Ort des chirurgischen Traumas moduliert. In weiteren Studien soll nun die Aufgabe des Nervus vagus in diesem Zusammenhang genauer analysiert werden, um letztlich die Mechanismen der postoperativen Immunsuppression verstehen zu können.