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Rekonstruktion des Extensor-Retinaculums bei Bowstringing nach Zerstörung des 4. Strecksehnenfaches
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Veröffentlicht: | 13. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Ein Totalverlust des 4. Strecksehnenfaches kann zu einem Bowstringing der Strecksehnen mit Kraftverlust der Hand führen. Die Grobkraft der Finger ist eingeschränkt, zudem führt die Streckung der Langfinger auch zu einer ungewollten Streckung im Handgelenk, sowie zu Schmerzen. An einem Fallbeispiel soll das operative Vorgehen sowie der postoperative Verlauf erörtert werden.
Methodik: Bei einem Patienten wurde auswärtig ein Ganglion über einen größeren Schnitt versorgt. Dabei wurde offenbar das komplette 4. Strecksehnenfach reseziert. Bei Streckung der Langfinger kam es zu einem deutlichen und schmerzhaften Vorwölben der betroffenen Sehnen. Die Grobkraft war vermindert. Operativ wurde eine Tenolyse durchgeführt. Auch bei passiver Streckung des Handgelenkes kam es weiter zu einem Bowstringing-Phänomen der Sehnen des vierten Strecksehnenfaches bei intakten übrigen Fächern. Aus der Sehne des ECRB wurde ein Streifen gebildet und armiert. Nach Bildung von 2 Bohrkanälen im Radius erfolgte die Einbolzung des ECRB-Streifens durch eingeschraubte 3,5mm-Knochenanker mit sehr fester Fixierung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Bowstringing war daraufhin beseitigt, die Gleitfähigkeit der Sehnen erhalten. Der Patient erhielt sofortige Physiotherapie der Finger sowie eine Schiene zur Ruhigstellung des Handgelenkes für 2 Wochen.
Postoperativ trat das Bogensehnen-Phänomen nicht mehr auf (Video), die Beweglichkeit der Finger war komplett erhalten mit intaktem Faustschluss und Streckung bis 0 Grad, die Grobkraft deutlich verbessert und die Schmerzen beseitigt.
Der Quickdash verbesserte sich von 38 präoperativ auf 22 postoperativ.
Die Grobkraft, gemessen mit dem Vigorimeter, verbesserte sich von 32 auf 43 kg.
Schlussfolgerung: Fehlende Strecksehnenfächer können zu einem Bogensehnenphänomen führen und bei entsprechender Klinik problemlos durch einen eingebolzten Streifen aus der ECRB-Sehne rekonstruiert werden, unter der Voraussetzung, dass die betroffenen Sehnen mobil sind und genügend Weichteildeckung vorhanden ist. Diese Rekonstruktion ist sehr stabil und führt zu einer Reduktion des Bowstringing sowie zu einer Zunahme der Kraft und zu Schmerzreduktion.