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63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. bis 14. Oktober 2023, Leipzig

Manchmal ist es doch ein Zebra – seltene Infektionen in der Handchirurgie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Melanie Kober - Helios Bördeklinik, Oschersleben, Germany
  • Hans- Georg Damert - Helios Bördeklinik, Oschersleben, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Leipzig, 12.-14.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dgh13

doi: 10.3205/23dgh13, urn:nbn:de:0183-23dgh137

Veröffentlicht: 13. Oktober 2023

© 2023 Kober et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Infektionen der Hand treten in unserem beruflichen Alltag häufig auf. Aber hin und wieder begegnen uns auch seltenere Infektionen, bei denen Diagnose und Therapie von den häufiger auftretenden Infektionen abweichen können. Ziel dieser Präsentation ist es, das Bewusstsein unserer Kolleg: innen für die Diagnose und Behandlung von bei uns seltener auftretenden infektiösen Zoonosen, welche einem Handchirurgen begegnen können anhand von zwei Beispielen zu schärfen, da sie u.U. neben der chirurgischen Behandlung einer speziellen Weiterbehandlung bedürfen.

Methodik: Vorgestellt wird erstens der Fall einer Patientin mit einer chronischen Lymphadenopathie des linken Armes und wulstiger Narbe am linken Handrücken nach Schnittverletzung mit einem Jagdmesser. Im Vorfeld waren mehrere Vorstellungen bei einem Allgemeinmediziner sowie niedergelassenen Chirurgen und Orthopäden ohne richtungsweisende Diagnostik und Therapie erfolgt. Aufgrund des klinischen Bildes sowie der Anamnese bestand für uns, fast zweieinhalb Monate nach Verletzung, der dringende Verdacht auf eine Infektion mit der sog. Hasenpest (Tularämie). Wir führten deshalb am Folgetag nach Erstvorstellung bei uns eine Exzision eines Granuloms im Bereich der Narbe durch. Neben einer durchtrennten Strecksehne konnte im Rahmen der weiteren Diagnostik in enger Zusammenarbeit mit Labormedizinern und Infektiologie eine Tularämie bestätigt und eine spezielle antibiotische Behandlung eingeleitet werden.

Bei der zweiten Fallvorstellung handelt es sich um einen jungen Weltreisenden, welcher in Lateinamerika einen Insektenstich am Handgelenk erlitt. Dieser wurde dort bereits chirurgisch behandelt, nach der Rückkehr nach Deutschland bestand mittlerweile eine Defektwunde in diesem Bereich. Nach Exzision der Wunde kam es im Verlauf zu einer Wundheilungsstörung mit granulomatöser Entzündung der Venen des Armes und Veränderungen am Gaumen, so dass die übliche mikrobiologische Diagnostik erweitert wurde. Der Weg zur Diagnose Leishmaniose war nicht einfach, die Therapie wurde dann an das Tropeninstitut in Hamburg übergeben, wo eine Art Chemotherapie durchgeführt wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei Infektionen in der Handchirurgie, insbesondere seltenen Zoonosen, sind eine gründliche Anamnese mit Angaben zur Privat-, Sozial- und Arbeitsgeschichte der Patienten, die korrekte Abklärung von Art und Ursache der Infektion sowie eine zeitnahe Einleitung einer entsprechenden Behandlung durch Infektiologen und Chirurgen wichtig.