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63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. bis 14. Oktober 2023, Leipzig

Fallbeschreibung: der Riesenzelltumor des Os hamatum – eine relativ seltene Lokalisation

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Insa Kehr - UKM, Steinfurt, Germany
  • Britta Wieskötter - UKM MHS, Steinfurt, Germany
  • Nicola Judith Pöppelmann - UKM MHS, Steinfurt, Germany
  • Marcel Philipp Henrichs - UKM MHS, Steinfurt, Germany
  • Barbara Heitplatz - UKM, Münster, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Leipzig, 12.-14.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dgh18

doi: 10.3205/23dgh18, urn:nbn:de:0183-23dgh185

Veröffentlicht: 13. Oktober 2023

© 2023 Kehr et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Riesenzelltumor des Knochens (RZTK) ist ein lokal aggressiver, selten metastasierender Tumor. Der Anteil des RZTK macht ca. 20% benigner Knochentumoren aus. Es gibt nur einzelne Fallbeschreibungen über das Auftreten im Bereich des Karpus – im Bereich der Hand besteht eine Inzidenz von 2% aller RZTK. In bis zu 5% treten pulmonale Metastasen auf. Die chirurgische Entfernung des Tumors gilt als Goldstandard. Die folgende Fallbeschreibung präsentiert einen Riesenzelltumor des Os hamatum und die erfolgte Behandlung.

Methodik: 25-jähriger Patient mit seit vier Monaten belastungsabhängigen Beschwerden MHK-V-Basis. Kein Trauma, keine Schwellung. Mit folgender Diagnostik stellte sich die Pat vor: nativ-radiologisch: intraossäre zystische Läsion des Os hamatum. MRT: V.a. ältere nicht konsolidierte Querfraktur mit sekundärem Knochenmarködem. CT: raumfordernde Läsion, ausgedünnte Kortikalis, V.a. Hämangiom. Wegen Deformierung der Kortikalis bestand der Verdacht auf extraossäre Anteile. Zunächst wurde eine Probe-Biospie durchgeführt. Histolopathologisch: riesenzellhaltige mononukleäre Proliferation. Nach Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard erfolgte eine Resektion des Tumors mit den extraossären Anteilen, H2O2-Lavage, High-speed-Fräsung und PMMA-Spacerimplantation unter teilweisem Erhalt der Kortikalis. Histopathologischer Befund: immunhistochemisch ungewöhnlicher riesenzellarmer RZTK. Ein Staging-CT-Thorax zum Ausschluss von pulmonalen Metastasen wurde durchgeführt. Eine neoadjuvante Therapie (Denosumab) wurde, u.a. aufgrund der potenziellen Cancerogenität in Absprache mit der Patientin nicht durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Rezidivwahrscheinlichkeit bei der durchgeführten Resektion beträgt ca. 12–65%. In der MRT 3 Monate postoperativ ohne Anhalt auf ein Rezidiv, eine weitere Kontrolle in 3 Monaten geplant. Die Handfunktion zeigte eine noch reduzierte Griffkraft bei komplettem Faustschluss.

Intraossäre zystische Läsionen im Bereich des Karpus sind häufig und meistens benigne. Es gibt nur wenige Fallbeschreibungen bzgl. eines Riesenzelltumors des Knochens im Karpus. Da eine Resektion notwendig ist, um den osteodestruktiven Verlauf einzuschränken, sollte bei Vorliegen einer intraossären zystischen Läsion neben einer nativ-radiologischen Bildgebung eine MRT-Diagnostik und bei suspektem Befund zunächst eine Probebiopsie durchgeführt werden. Eine Vorstellung in einem interdisziplinären Tumorboard ist u.a. aufgrund der Anwendung möglicher systemischer perioperativer Behandlungsverfahren dringend zu empfehlen.