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Nachweis einer rechts-hemisphärischen Organisation sprachlicher Leistungen bei linkshemisphärischer kortikaler Fehlbildung mittels interaktiver funktioneller transkranieller Dopplersonografie – drei Fallbeispiele
Interactive functional Doppler sonography reveals right-hemispheric language lateralization in patients with left-sided cortical malformations
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Veröffentlicht: | 5. September 2006 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Einleitung: Die funktionelle transkranielle Dopplersonografie (fTCD) erlaubt eine indirekte nicht-invasive Untersuchung der Lateralisierung sprachlicher Großhirnfunktionen durch die bilateral-simultane Messung der Blutflussgeschwindigkeit (CBV) in der rechten und linken Hirnbasisarterie auf weit weniger aufwändige Weise als die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Wir konnten zeigen, dass sich die fTCD in einer interaktiven Form (ifTCD) für eine Untersuchung der individuellen sprachlichen Hemisphärendominanz (SHD) bereits ab dem Kleinkindalter eignet. Für die medizinische Diagnostik käme die ifTCD vor allem für ein Beurteilung des Aphasierisikos bei neurochirurgischen Eingriffen im Bereich von Sprachzentren für Patienten in Frage, deren Kooperationsfähigkeit nicht für eine fMRT ausreicht.
Methode: Wir untersuchten daher die Eignung der ifTCD zur Bestimmung der SHD bei linkshemisphärischer kortikaler Fehlbildung im Bereich des Broca-Areals am Beispiel von drei Patienten mit fokaler Epilepsie (Alter 8, 16 und 22 Jahre) bei stiller Satzgenerierung auf gesprochene Fragen.
Ergebnisse: Bei allen Patienten ließ sich ein signifikanter Anstieg der CBV in der rechten A. cerebri media als Hinweis auf eine rechtshemisphärische Lokalisation der untersuchten Sprachleistungen nachweisen.
Schlussfolgerung: Unter Verwendung eines Sprachparadigmas, das nach fMRT-Befunden vor allem das Broca-Areal aktiviert, scheint die ifTCD geeignet, die Frage einer rechts-hemisphärischen Reorganisation dieses Areals bei Vorliegen einer linksseitigen kortikalen Fehlbildung auch bei wenig kooperationsfähigen Patienten nicht-invasiv klären zu können.
Text
Einleitung
Die funktionelle transkranielle Dopplersonografie (fTCD) erlaubt eine indirekte nicht-invasive Untersuchung der Lateralisierung sprachlicher Großhirnfunktionen durch die bilateral-simultane Messung der Blutflussgeschwindigkeit (CBV) in der rechten und linken A. cerebri media auf weit weniger aufwändige Weise als die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Wir konnten zeigen, dass sich die fTCD in einer interaktiven Form (ifTCD) für eine Untersuchung der individuellen sprachlichen Hemisphärendominanz (SHD) bereits ab dem Kleinkindalter eignet [Ref. 1]. Für die medizinische Diagnostik käme die ifTCD vor allem für ein Beurteilung des Aphasierisikos bei neurochirurgischen Eingriffen im Bereich von Sprachzentren für Patienten in Frage, deren Kooperationsfähigkeit nicht für eine fMRT ausreicht.
Methode
Wir untersuchten daher die Eignung der ifTCD zur Bestimmung der SHD bei linkshemisphärischer kortikaler Fehlbildung im Bereich des Broca-Areals am Beispiel von drei Patienten mit fokaler Epilepsie im Alter von 8, 16 und 22 Jahren. Alle drei Patienten waren sprachlich nicht wesentlich beeinträchtigt, aber geistig leicht behindert.
Die Patienten wurden aufgefordert, sich auf gestellte Fragen Antworten auszudenken, diese aber während der Messung des Blutflusses in der A. cerebri media noch nicht auszusprechen. 16 Untersuchungsdurchgänge bestanden jeweils aus einer Baselinephase (Dauer 10 sec) und einer stillen Generierungsphase (20 sec). Die Seitendifferenz des Anstiegs der cerebralen Blutflussgeschwindigkeit wurde berechnet und graphisch dargestellt. Nach Ausschluss artefaktüberlagerter Durchgänge wurden Mittelwerte für die jeweilige Seite gebildet und verglichen.
Ergebnisse
Bei allen Patienten ließ sich ein signifikanter Anstieg der CBV in der rechten A. cerebri media als Hinweis auf eine rechtshemisphärische Lokalisation der untersuchten Sprachleistungen nachweisen. Damit konnte eine hauptsächlich kontralateral zur Läsion lokalisierte, also im Rahmen von plastischen Prozessen neu lokalisierte Sprachaktivität bei allen drei Patienten gezeigt werden.
Schlussfolgerung
Unter Verwendung eines Sprachparadigmas, das nach fMRT-Befunden vor allem das Broca-Areal aktiviert, scheint die ifTCD geeignet, die Frage einer rechts-hemisphärischen Reorganisation dieses Areals bei Vorliegen einer linksseitigen kortikalen Fehlbildung auch bei wenig kooperationsfähigen Patienten nicht-invasiv klären zu können. Um diese Daten zu validieren, wären WADA-Tests notwendig.
Literatur
- 1.
- Kutschke G, Reitter B, Keilmann A. Funktionelle TCD bei Kindern zur Ermittlung der Sprachlateralität: Untersuchungsmethode und Evaluation von zwei Aktivierungsparadigmen. In: 20. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, Rostock, 12.-14.09.2003. Aktuelle phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2003/2004. Medicombooks.de im Verlag videel. S. 208-15. GMS: Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. Doc V44. http://www.egms.de/de/meetings/dgpp2003/03dgpp092.shtml.