Artikel
Untersuchung zur Wertigkeit der FEES bei Säuglingen mit Dysphagie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 5. September 2013 |
---|
Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Neben der Videofluoroskopie ist die FEES auch in der Dysphagiediagnostik bei Kindern das wichtigste instrumentelle Untersuchungsverfahren. Ungeklärt ist bisher, ob es eine untere Altersgrenze für eine aussagefähige Durchführung der endoskopischen Dysphagiediagnostik gibt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, an einer Gruppe von Säuglingen mit Dysphagie oder klinischem Verdacht auf eine Dysphagie zu überprüfen, ob die FEES bereits im ersten Lebensjahr als diagnostisch und ggf. auch therapeutisch relevante Methode eingesetzt werden kann.
Material und Methoden: In einer prospektiven Studie wurden von 1/2011 bis 4/2013 16 Säuglinge (6 w, 10 m; Alterspanne: 28 Tage bis 10,5 Monate; Altersdurchschnitt: 7 Monate) mit neurogener (10), myogener (2) oder ungeklärter (1) Dysphagie bzw. V.a. neurogene Dysphagie (3) untersucht, die sich zur stationären Behandlung in der Kinderklinik Schömberg befanden. 2 Kinder waren vollständig oral, 6 mit Sonde und zusätzlich oral und 8 nur mit Sonde ernährt. Die FEES und die Auswertung der Videodaten erfolgte interdisziplinär durch ein Team aus Phoniater, Neuropädiater und Logopäden.
Ergebnisse: Bei 13 Säuglingen war eine diagnostische Aussage aufgrund der Untersuchung möglich, bei 3 Säuglingen ließen ungünstige Untersuchungsbedingungen keine Aussage zu. Pathologische Befunde wurden bei 8 Kindern erhoben: pharyngeales Pooling und Aspiration (8) bzw. Penetration (1) von Speichel, Aspiration von Probenahrung (1), laryngeale Penetration von Probenahrung ohne laryngeales Clearing (1). Als therapeutische Konsequenz wurde das Ernährungs- bzw. Sondenmanagement bei 5 Kindern geändert.
(Die Ergebnisse werden anhand von Videobeispielen veranschaulicht).
Diskussion: Die FEES ermöglicht bereits bei Säuglingen mit Dysphagie eine diagnostische Aussage, die zu therapeutischen Empfehlungen hinsichtlich des Ernährungs- und Sondenmanagements führen kann. Die Anwendung der Methode im Säuglingsalter erfordert jedoch eine modifizierte Vorgehensweise, die der besonderen Anatomie und der fehlenden Kooperationsfähigkeit des Kindes Rechnung trägt. Erforderlich ist ein interdisziplinäres Konzept, das dem Fachgebiet der Phoniatrie und Pädaudiologie ein weiteres Arbeitsfeld erschließen kann.
Text
Hintergrund
Neben der Videofluoroskopie ist die FEES auch in der Dysphagiediagnostik bei Kindern das wichtigste instrumentelle Untersuchungsverfahren [1], [2]. Ungeklärt ist bisher, ob es eine untere Altersgrenze für eine aussagefähige Durchführung der endoskopischen Dysphagiediagnostik gibt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, an einer Gruppe von Säuglingen mit Dysphagie oder klinischem Verdacht auf eine Dysphagie zu überprüfen, ob die FEES bereits im ersten Lebensjahr als diagnostisch und ggf. auch therapeutisch relevante Methode eingesetzt werden kann.
Material und Methoden
In einer prospektiven Studie wurden von 1/2011 bis 4/2013 16 Säuglinge (6 w, 10 m; Alterspanne: 28 Tage bis 10,5 Monate; Altersdurchschnitt: 7 Monate) mit neurogener (10), myogener (2) oder ungeklärter (1) Dysphagie bzw. V.a. neurogene Dysphagie (3) untersucht, die sich zur stationären Behandlung in der Kinderklinik Schömberg befanden. 2 Kinder waren vollständig oral, 6 mit Sonde und zusätzlich oral und 8 nur mit Sonde ernährt. Die FEES wurde nach lokaler Abschwellung der Nasenschleimhaut mit einem 3,4 mm Nasopharyngoskop (XION) nach einem für Säuglinge und Kleinkinder entwickelten diagnostischen Algorithmus durchgeführt (Abbildung 1 [Abb. 1]). Dabei wurde das Endoskop bei unauffälligem Leerbefund zunächst wieder entfernt und nach erfolgter Nahrungsaufnahme wieder eingeführt. Die Auswertung der Videodaten erfolgte interdisziplinär durch ein Team aus Phoniater, Neuropädiater und Logopäden.
Ergebnisse
Bei 13 Säuglingen war eine Aussage aufgrund der Untersuchung möglich, bei 3 Säuglingen ließen ungünstige Untersuchungsbedingungen keine Aussage zu. Pathologische Befunde wurden bei 8 Kindern erhoben: pharyngeales Pooling und Aspiration (8) bzw. Penetration (1) von Speichel, Aspiration von Probenahrung (1), laryngeale Penetration von Probenahrung ohne laryngeales Clearing (1). Als therapeutische Konsequenz wurde das Ernährungs- bzw. Sondenmanagement bei 5 Kindern geändert.
Diskussion
Die FEES ermöglicht bereits bei Säuglingen mit Dysphagie eine diagnostische Aussage, die zu therapeutischen Empfehlungen hinsichtlich des Ernährungs- und Sondenmanagements führen kann. Die Anwendung der Methode im Säuglingsalter erfordert jedoch eine modifizierte Vorgehensweise, die der besonderen Anatomie und der fehlenden Kooperationsfähigkeit des Patienten Rechnung trägt. Im Gegensatz zur Untersuchung bei älteren Kindern ist es bei Säuglingen nicht möglich, den Schluckakt bei in situ liegendem Endoskop zu beurteilen. Dadurch kann ein posteriores Leaking nicht erfasst werden. Trotz dieses methodisch bedingten Nachteils und des erhöhten Schwierigkeitsgrades für den Untersucher bietet der Einsatz des Verfahrens für die Phoniatrie und Pädaudiologie die Möglichkeit, ein weiteres Tätigkeitsfeld in der Kooperation mit dem neuropädiatrischen Fachgebiet zu erschließen.