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Konzeptionelle Ansätze für die Plastische Chirurgie in der Palliativmedizin: Bestandsaufnahme und zukünftige Optionen für ein multimodales Therapiekonzept
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Veröffentlicht: | 10. September 2013 |
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Hintergrund: Durch Fortschritte in der Radiochemotherapie und Verwendung von Biologika konnten die Überlebenszeiten für einige Tumor-Entitäten auch im fortgeschrittenen Tumorstadium signifikant verbessert werden. Einhergehend hiermit können durch den stetigen Tumorzerfall jedoch schmerzhafte, exulzerierende, verjauchende oder blutende Lokalbefunde entstehen, die die Lebensqualität im terminalen Lebensabschnitt stark beeinträchtigen können. Die Beteiligung von plastischen Chirurgen in Tumorboards kann unter Verwendung sicherer und nachhaltiger Konzepte bei Versagen der konservativen Wundtherapie zu einer vorübergehenden Sanierung dieser Lokalbefunde führen und betroffenen Patienten die verbleibende Zeit lebenswerter gestalten.
Methoden: In der Übersichtsarbeit wird der derzeitige Stellenwert der plastischen Chirurgie in der Palliativsituation herausgearbeitet sowie die operativen den konservativen Therapieoptionen gegenüber gestellt. Anhand von konzeptionellen Ansätzen soll die Indikationsstellung bei Versagen der konservativen Therapie verdeutlicht werden sowie Ansätze für eine dauerhafte Beteiligung des Fachs Plastische Chirurgie in der Behandlung palliativer Patienten aufgezeigt werden. Anhand des eigenen Patientengutes werden Therapieoptionen in Fallbeispielen zur Veranschaulichung dargestellt und unter Einbeziehung der verfügbaren Literatur bewertet.
Ergebnisse: Derzeit sind nur wenige Zentren unmittelbar in die Wundbehandlung palliativer Patienten eingebunden. Zur Verfügung steht ein breites und sicheres Spektrum der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie, das unter Berücksichtigung der richtigen Indikationsstellung zur Anwendung kommen kann. Die stetige Präsenz in den lokoregionären Tumorboards führt zu einer nachhaltigen Beteiligung des Fachs Plastische Chirurgie. Es stehen jedoch bisher nur wenige, aussagekräftige Studien in der Literatur zur Verfügung, die eine Verbesserung der Lebensqualität durch rekonstruktive Eingriffe in der Palliativsituation aufzeigen. Der Stellenwert der plastisch-chirurgischen Therapie wird nach Versagen konservativer, wundtherapeutischer Maßnahmen eingeordnet. Die häufigsten Entitäten sind Weichgewebssarkome, Plattenepithelkarzinome und Mammakarzinome. Die Indikation zur Majoramputationen und anderen mutilierenden Eingriffen sollte äußerst zurückhaltend gestellt werden, da die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt werden kann. Durch den sicher perfundierten Gewebetransfer kann eine palliative Strahlentherapie teilweise auch erst möglich, bzw. Bestrahlungsschäden behandelt werden.
Diskussion: Die stetige Beteiligung der Plastischen Chirurgie in den Tumorboards ist essentiell, um Onkologen und Strahlentherapeuten die Möglichkeiten des Spektrums im Rahmen der multimodalen Therapie aufzeigen zu können. Aufgrund der begrenzten Evidenz sollte für eine Optimierung der Versorgungsforschung im Fach Plastische Chirurgie die Behandlung unter Evaluation der Lebensqualität erfolgen, die stets oberstes Ziel sein muss. Es sollten sichere Verfahren zur Anwendung kommen, um die Hospitalisierungszeit minimal zu halten und die Patienten durch Revisionseingriffe nicht unnötig zu belasten.