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Adipöse Verbrennungspatienten – eine wachsende Herausforderung
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Veröffentlicht: | 10. September 2013 |
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Einleitung: Die Anzahl der extremen Adipositas (WHO: Adipositas Grad III) hat in den vergangenen Jahren in Europa kontinuierlich zugenommen. Rund eine Million (7,7%) der Todesfälle in der Europäischen Union sind auf Übergewicht zurückzuführen. Laut WHO ist Adipositas das fünfthäufigste Risiko für Todesfälle weltweit. Mit der stetigen Zunahme der Adipositas steigt auch das adipöse Patientengut auf unseren Intensivstationen für Schwerbrandverletzte. Selbst wenn Übergewichtige verhältnismäßig kleinere thermische Verletzungen aufweisen, können Ihre Begleiterkrankungen und Komplikationen im Vergleich zu normalgewichtigen Patienten, mit gleichem Ausmaß thermischer Schäden, den Heilungsprozess deutlich prolongieren.
Material/Methode: Aus unserer klinikeigenen Datenbank wurden n=10 Verbrennungspatienten selektiert, die seit Januar 2008 bis Dezember 2012 auf unserer Intensivstation für Schwerbrandverletzte aufgenommen wurden und die einen BMI-Wert >30kg/m2 hatten. Die Patientencharakteristika, die Beatmungsdauer, die Aufenthaltsdauer, die Mortalität und die Morbidität werden analysiert.
Ergebnisse: Die Inzidenz der adipösen Verbrennungspatienten betrug auf unserer Schwerbrandverletztenintensivstation 5%.
Der ASA-Score der Patienten war durchschnittlich 2 und die drei häufigsten Vorerkrankungen dieser Patienten waren Diabetes mellitus (30%), arterieller Hypertonus (20%) und kardiale Vorerkrankungen (20%).
5 von 10 Patienten entwickelte während ihres stationären Aufenthaltes eine Pneumonie, 70% der Patienten bekamen Wundheilungsstörungen und Haut-Weichteilinfektionen an den Verbrennungswunden oder den bereits transplantierten Verbrennungsarealen und mussten mehrfach operativ revidiert werden. 30% der Patienten mussten aufgrund eines akuten Nierenversagens hämofiltriert werden. 7 Patienten (70%) waren tracheostomiert und langzeitbeatmet. Die Aufenthaltsdauer der adipösen Patienten betrug durchschnittlich 47,7 Tage. Die Mortalität der Patienten war 30%.
Fazit: Intensivstationen für Schwerbrandverletzte müssen sich mit adäquatem Equipment für eine kontinuierlich zunehmende Zahl an adipösen Patienten rüsten. Nicht nur personelle Ressourcen müssen verstärkt werden, sondern auch strukturelle Bedingungen, wie z.B. OP-Tische und Patientenbetten für dieses Patientengut müssen gewährleistet sein. Zusätzlich zeigen erste Ergebnisse unserer retrospektiven Studie, dass die Mortalität und die Morbidität (pulmonale Insuffizienz mit verlängerten Beatmungs – und Weaningzeiten, verlängerter Wundheilung mit der Notwendigkeit wiederholter operativer Eingriffe) im Vergleich zu den nicht adipösen Patienten erhöht ist. Diese neu gewonnenen Aspekte werfen die Frage auf, ob Adipositas im ICU Scoring aufgenommen werden sollte. Generell sind Patienten mit schwerer Adipositas aufgrund der erhöhten Morbidität und dem umfangreicheren pflegerischen Aufwand, trotz nichterfüllter Aufnahmekriterien bezüglich der thermischen Verletzung, besser in einem Verbrennungszentrum aufgehoben.