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Rekonstruktion komplexer Rumpfdefekte mittels AV-Loops und freien Lappen
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Veröffentlicht: | 27. September 2016 |
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Fragestellung: Die Rekonstruktion ausgedehnter Defekte am Rumpf ist häufig nur unter Verwendung mehrerer großflächiger gestielter Lappenplastiken möglich. Insbesondere bei sehr tiefen zu plombierenden Defekten sind lokoregionäre Lappenplastiken aufgrund ihrer Geometrie oft limitiert, so dass freie mikrochirurgische Lappenplastiken hier eine effektivere Defektrekonstruktion erlauben könnten. Aufgrund des häufigen Mangels adäquater lokaler Anschlussgefäße ist hier eine interdisziplinäre Strategie mit vorheriger gefäßchirurgischer Anlage einer arteriovenösen Gefäßschleife (AV-Loop) ein vielversprechender Ansatz.
Methoden: Im Zeitraum der letzten 5 Jahre wurden in der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen bei 27 Patienten komplexe Defekte am Rumpf mittels AV-Loop Anlage und freier mikrochirurgischer Lappenplastik rekonstruiert. Es handelte sich hierbei vornehmlich um prästernale Defekte (19x), sowie pelvine / intrapelvine Defekte (4x) und Defekte der lateralen Thoraxwand (4x) bei insgesamt ausgeprägter Morbidität der betroffenen Patienten (Median = ASA 3). Es kamen ausschließlich myokutane Lappenplastiken (Vastus lateralis, Rectus abdominis und Latissimus dorsi) zum Einsatz. Die AV-Loops wurden durch die Kollegen der Gefäßchirurgischen Abteilung mittels V. saphena magna Transplantaten mit jeweils arteriellem und venösen Anschluss auf A./V. femoralis, A./V. subclavia oder A./V. axillaris angelegt. Die Eingriffe erfolgten in allen Fällen zweizeitig mit 5-14 Tagen Latenz zwischen AV-Loop Anlage und freier Lappenplastik.
Ergebnisse: Die Mehrzahl der AV-Loop - und Lappentransplantations-Eingriffe verlief komplikationslos mit langfristig suffizienter Ausheilung des rekonstruierten Defekts. Bei 4 Patienten waren Revisionen der Lappenplastik erforderlich, wobei es letztlich zu insgesamt 2 Lappenverlusten kam (jeweils einmal Loop- und einmal Lappen-Anastomosen bedingt).
Schlussfolgerungen: Die Verwendung freier Lappenplastiken stellt daher aus unserer Sicht ein mindestens gleichwertiges, insbesondere bei sehr großen und / oder tief nach intrapelvin / intrathorakal reichenden Defekten überlegenes Verfahren gegenüber multiplen lokoregionären Lappenplastiken dar. Sowohl Revisions- / Verlust-Rate, als auch OP-Dauer und Hebemorbidität sind trotz der überdurchschnittlich morbiden Patienten vertretbar und bei entsprechender mikrochirurgischer Expertise und Fallzahl u. U. mehrfachen großflächigen gestielten Lappen überlegen. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit bei dieser komplexen zweizeitigen Behandlungsstrategie ist dabei essentiell für eine erfolgreiche und sichere Durchführung.