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Myostatin und Follistatin mediieren die Vorbeugung von Muskelkatabolismus bei Schwerbrandverletzten – eine prospektive Studie
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Veröffentlicht: | 16. August 2017 |
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Einleitung: Verbrennungsverletzungen stellen ab einem gewissen Ausmaß eine systemische Erkrankung dar. Neben einer inflammatorischen Komponente ist dieser Zustand mit einer hyperkatabolen Situation vergesellschaftet. Dies führt zu einer Muskelmassereduktion, oder Sarkopenie, von bis zu 20%. Bereits eine Muskelmassereduktion von 10% führt zu einem erhöhten Infektionsrate und verzögert die Wundheilung. Die Mortalität ist mit zunehmender Muskelmassereduktion deutlich erhöht.
Ziel dieser Studie ist die Blockade des katabolen Faktors Myostatin um die Muskelmassereduktion zu vermindern.
Methoden: Im Zeitraum von 2015 bis 2017 wurden prospektiv Seren von Schwerbrandverletzten gewonnen und diese auf Expression von Myostatin und Follistatin untersucht. Als Kontrollgruppe wurden gesunde Probanden herangezogen. Zudem wurde 9–12 Monate nach Verbrennungsunfall eine Nachuntersuchung durchgeführt um die Muskelmasse, -kraft und laborchemische Parameter zu reevaluieren. Außerdem wurde an Myoblasten das Verhalten mit konditioniertem Medium von Schwerbrandverletzten und gesunden Probanden reproduziert.
Resultate: Wir konnten erstmals eine reziproke Abhängigkeit von Myostatin und Follistatin in Schwerbrandverletzten zeigen. Überraschenderweise kommt es in der Akutphase der Verbrennung zu einer Hochregulation von Follistatin und Runterregulierung von Myostatin, was für eine anabole Reaktion des Körpers spricht, wohingegen 9–12 Monate nach Verbrennung eine deutliche Hochregulation von Myostatin und eine Normalisierung des Follistatin folgt. Myoblasten zeigten auf Medium konditioniert mit Serum von akuten Schwerbrandverletzten eine deutlich bessere Proliferation und Migration, während das Serum chronischer Schwerbrandverletzter eine Verschlechterung herbeiführt.
Eine Therapie mit Follistatin als natürlicher Inhibitor des Myostatin-Signalings oder ein Myostatinantikörper (Stamulumab) könnte die Sarkopenie bei Schwerbrandverletzten deutlich reduzieren und somit die Mortalität senken.