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Unterkühlung mit drittgradigen Erfrierungen nach Schädelhirntrauma mit mehrtägiger Somnolenz – ein Fallbericht
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Veröffentlicht: | 16. August 2017 |
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Text
Einleitung: Erfrierungen sind wesentlich seltener als Verbrennungen. In vielen Fällen ist erst ein konservatives Vorgehen mit einem Abwarten bis zur Demarkierung der Nekrose indiziert.
Fall: Wir haben einen 48-jährigen gesunden Beamten über den Schockraum aufgenommen, der ca. 2 Tage vor einer Kellertreppe in einem kalten Gewölbekeller lag. Initial imponierten eine ICB (intracranielle Blutung), eine Unterkühlung (35,1°) und Erfrierungen Grad 3 mit Nekrosen an den Zehen beidseits. Im Verlauf kam es zu einer zunehmenden Schwellung beider Füße und des linken Unterschenkels. Bei der Reevaluation am Folgetag wurde die Indikation zur Kompartmentspaltung gestellt. Nach klinischer Erholung erfolgte eine Sekundärnaht und Spalthauttransplantation 4 Tage später. Eine begleitende Niereninsuffizenz durch das Reperfusionssyndrom war nach Flüssigkeitsubstitution komplett rückläufig. Die Demarkierung der Zehen wurde abgewartet und Grenzzonenamputationen erst dann durchgeführt. Die neurologischen Defizite und die klinische Symptomatik der ICB zeigten sich im weiteren Verlauf bei unauffälligen Weichteilen und Wunden führend.
Fazit: Bei Erfrierungen sollten nicht nur die Nekrosen sondern auch die Begleitverletzungen beachtet werden insbesondere muss bei einer Unterkühlung an das Reperfusionssyndrom gedacht werden. Die Indikation zur Kompartmentspaltung wird in Abhänigkeit vom klinischen Befund gestellt. Beim operativen Vorgehen am Unterschenkel sollte nicht vergessen werden, auch das tiefe Kompartment zu dekomprimieren und das Tarsaltunneldach zu spalten. Die Defektdeckung erfolgt mit Basistechniken der Plastischen Chirurgie.