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Differenzierung von Axonkapazitäten zygomatischer und buccaler Spendernervenäste zur fazialen Reanimation – Mikroanatomische Studie an 100 Gesichtshälften
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Veröffentlicht: | 20. September 2018 |
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Fragestellung: Irreversible Fazialisparesen verursachen schwere funktionelle und ästhetische Einschränkungen. Schlüsselkriterium zur erfolgreichen fazialen Reanimation mittels Cross-face-Nerven (CFNG)- und funktionellen Muskeltransplantationen ist die Axonkapazität zygomaticobuccaler Spendernervenäste. Beste klinische Ergebnisse wurden mit einer Anzahl von ≥900 Axonen korreliert. Ziel unserer Studie war die Präzisierung geeigneter Spendernervenäste anhand der Axonkapazitäten.
Methode: An 100 Gesichtshälften von Frischpräparaten wurde der extrakranielle Verlauf des n. facialis präpariert. 1026 Nervenbiopsien wurden an klinisch bedeutsamen Spenderregionen entnommen, histologisch aufgearbeitet und als 200-fach vergrößertes Graustufenbild digitalisiert. Es erfolgte eine für unsere Studie optimierte semi-automatisierten Auszählung mit ImageJ.
Ergebnisse: Die zygomatischen und buccalen Hauptstämme wiesen die größten Axonanzahlen auf. Sie übertrafen in über 80% eine Axonkapazität von 900. Peripher der Hauptstämme sanken die Axonzahlen in mehr als 50% der Präparate unter 900. An allen untersuchten Ästen des n. facialis fanden sich Axonzahlen von >1000. Unter den klinischen Spenderästen zeigten die beiden am weitesten kaudal lokalisierten zygomatischen Nervenäste Mittelwerte von 1021(±849) und 1128(±519) Axonen und die beiden am weitesten kranial gelegenen buccalen Äste Mittelwerte von 951(±639) und 1018(±881) Axonen.
Schlussfolgerung: Die Axonkapazitäten potentieller Spendernerven demonstrierten eine hohe Variabilität. Kaudale zygomatische und kraniale buccale Äste hatten im Mittel die größten Axonzahlen. Prozentual zeigt sich eine signifikante Überschreitung des anvisierten cut-off Wertes von 900 Axonen verlässlich nur bei zygomatischen und buccalen Hauptstämmen. Spendernerven sollten weiterhin nach klinischen Aspekten (Nervendicke, Elektrostimulation, duale Funktion), unter Berücksichtigung der in dieser Studie beschriebenen neuen Erkenntnisse selektioniert werden.