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Rheumatologe oder Hausarzt? Wie gestaltet sich die Versorgung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis aus Sicht der Hausärzte? Ergebnisse einer Versorgungsstudie bei Hausärzten im Mixed-Methods-Design
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Veröffentlicht: | 5. Februar 2019 |
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Einleitung: Rheumatoide Arthritis (RA) bedeutet für viele Betroffenen Funktionseinbußen und Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die interdisziplinäre Leitlinie der DGR empfiehlt eine Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten. Nahezu 100% der gesetzlich Versicherten mit RA werden vom Hausarzt mitbetreut. Unklar ist, welche Aufgaben Hausärzte im Versorgungsgeschehen unter Alltagsbedingungen übernehmen und wie sie die Zusammenarbeit einschätzen.
Fragestellung: Wie gestaltet sich die Versorgung von Pateinten mit RA aus Sicht der Hausärzte?
Methoden: Diese Hausärztebefragung im Mixed-Methods-Design war in eine prospektive Kohortenstudie eingebettet. Anhand eines Fragebogens gaben die Hausärzte zu Studienbeginn u.a. an, wie häufig sie verschiedene Versorgungsaufgaben übernehmen (oft/gelegentlich/selten/nie). Mit einer Auswahl von Hausärzten fanden qualitative Experten-Interviews zur Zusammenarbeit mit Rheumatologen statt. Die Fragebögen wurden deskriptiv mit SPSS, die Interviews inhaltsanalytisch (Kuckarzt) mithilfe von MAXQDA ausgewertet.
Ergebnisse: 116 Hausärzte nahmen an der Fragebogen-Befragung (w=65, Ø51,8 Jahre), 15 Hausärzte am Interview ( w=9, Ø54,1 Jahre alt) teil. Die Hausärzte betreuten zwischen 1-60 Patienten mit RA in ihrer Praxis. Aufgaben, die Hausärzte oft übernehmen sind: Koordination der Medikamente (77%), Laborkontrollen bei Krankheitsverschlechterungen (76%), Gespräche über die Diagnose (75%), Versorgung von weiteren Erkrankungen (72%), Laborkontrollen bei Krankheitsschüben (72%), Schmerztherapie (66%), Betreuung nach stationärer Behandlung (63%), Verordnung von Physiotherapie (60%), Gespräche über Therapiemöglichkeiten (59%), über progredienten Verlauf (54%), über Krankheitsschübe (52%) und über die Prognose (50%).
In den Interviews beschrieben viele Hausärzte, dass sie Patienten zur Diagnosesicherung und Neueinstellung auf Medikamente zum Rheumatologen überweisen. Im Verlauf seien sie jedoch näher am Patienten und erste Anlaufstelle bei Beschwerden. Den Hausärzten ist die Kooperation mit den Rheumatologen sehr wichtig, da sie häufig die Laborkontrollen zur Überwachung möglicher Medikamentennebenwirkungen übernehmen und daher zeitnah über eine Umstellung der Therapie informiert sein müssen. Teilweise wünschen sie sich, dass die Rheumatologen den Patienten die Prozesse besser erklären, damit z.B. Intervalle von Laborkontrollen eingehalten werden. Schwierigkeiten beschrieben die Hausärzte beim Einsatz von Biologicals, da ihnen diese nicht so geläufig sind und sie diese Medikamente und mögliche Nebenwirkungen nicht so gut einschätzen können.
Schlussfolgerung: Hausärzte übernehmen Koordinations- und Überwachungsaufgaben. Sie sind nah am Patienten und erste Anlaufstelle bei Beschwerden. Damit die Versorgung optimal funktioniert, benötigt der Hausarzt zeitnah Rückmeldung bei Therapieänderungen. Eine bessere Aufklärung zum Einsatz von Biologicals könnte Unsicherheiten beim Hausarzt beseitigen.