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Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

31.08. - 03.09.2022, Berlin

Fokale Muskelatrophie des M. temporalis: Eine seltene Ursache

Meeting Abstract

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  • Stylianos Tomaras - Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern, Gommern
  • Till Hallmann-Böhm - Rheumatologische Facharztpraxis Dres. Schröder/Hallmann-Böhm, Braunschweig
  • Eugen Feist - Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern, Gommern

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2022, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Berlin, 31.08.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocFA.05

doi: 10.3205/22dgrh092, urn:nbn:de:0183-22dgrh0929

Veröffentlicht: 31. August 2022

© 2022 Tomaras et al.
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Gliederung

Text

Vorgeschichte: Die stationäre Aufnahme der 63-jährigen Patientin erfolgte 2021 elektiv zur weiteren Abklärung einer fokalen Atrophie des M. temporalis rechts, nachdem im ambulanten Bereich positive PMScl75- und Ro52-Antikörper nachgewiesen wurden. Eine milde CK-Erhöhung bis zum 4-Fachen der Norm wurde in den vergangenen 10 Jahren ebenfalls mehrfach dokumentiert.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Die Patientin selbst berichtete über einen seit 1989 bestehenden Tinnitus, welcher seit 2008 verstärkt wahrgenommen wird. Darüber hinaus bestünden seit 2008 Sensibilitätsminderung der rechten Gesichtshälfte, Trigeminusneuralgie rechtsseitig, Spannungskopfschmerzen, lokalisierte Alopezie rechtsseitig und Angstzustände. Eine fokale Veränderung im Sinne einer Muskelatrophie rechts temporal war erst 2015 auffällig. Sehstörungen, epileptische Anfälle oder Zahnanomalien wurden verneint.

Diagnostik: In den letzten 13 Jahren waren verschiedene Fachärzte konsultiert worden. Ein Schädel-MRT schloss eine Raumforderung aus. Beim Ganzkörper-MRT zeigten sich keine Myositis-ähnlichen Befunde. Ein extern durchgeführtes EMG ergab keine relevanten Erkenntnisse, ebenso eine genetische Untersuchung bei Verdacht auf eine myotone Dystrophie. Der neurologische und HNO-Untersuchungsbefund zeigte sich in den vergangenen Jahren immer altersentsprechend unauffällig. Aufgrund der bereits deutlichen Atrophie des M. temporalis verzichteten die Neurologen auf eine im Vorfeld angedachte Muskelbiopsie, da hiervon wahrscheinlich kein diagnostisch verwertbarer Befund zu erwarten wäre. In Anbetracht der insgesamt unspezifischen Befundkonstellation und der weiterhin positiven PMScl-75-Antikörper ist am ehesten von einem Parry-Romberg-Syndrom auszugehen. Dabei handelt es sich um eine progressive hemifaziale Atrophie, in unserem Fall sekundär im Rahmen einer lokalisierten Sklerodermie.

Therapie: Diese Erkrankung ist meist ca. 10 Jahren nach Erstmanifestation selbstlimitierend. Dennoch macht, publizierten Einzelberichten zufolge, ein Therapieversuch mit Methotrexat Sinn.

Weiterer Verlauf: Unsere Patientin hat auf das MTX 15 mg/Woche 3 Monate nach Einstellung nicht angesprochen.

Offenlegungserklärung: Die Autoren geben keinen Interessenkonflikt an.


Literatur

1.
Bukiej A, Sequiera W. Clinical Images: Parry-Romberg syndrome. ACR Open Rheumatol. 2022 Jun;4(6):483. DOI: 10.1002/acr2.11410 Externer Link
2.
Hixon AM, Christensen E, Hamilton R, Drees C. Epilepsy in Parry-Romberg syndrome and linear scleroderma en coup de sabre: Case series and systematic review including 140 patients. Epilepsy Behav. 2021 Aug;121(Pt A):108068. DOI: 10.1016/j.yebeh.2021.108068 Externer Link