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Isolationsmaßnahmen bei MRSA - Eine kritische Analyse der Belastung für Klinik und Patient
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Text
Fragestellung
Zunehmende Resistenzen der Bakterien stellen die Kliniken vor zunehmend immense finanzielle und logistische Probleme, mit denen sie in der Regel allein gelassen werden. Für Patienten bedeutet die Isolation Verlust an ärztlicher und pflegerischer Zuwendung, Verunsicherung und Angst.
Methoden
Prospektiv wurden alle Mehrkosten der Isolation von MRSA Patienten während eines 1 monatigen Zeitraumes erfasst. Analysiert wurden während dieses Monats alle anfallenden Kosten, die nur durch die Isolation entstanden sind. Die Analyse erstreckte sich auch auf die Zahl der "Kontakte", der Dauer der Physio-/ Ergotherapie und der Absetzungen im OP als letzter Patient. Die kontinuierliche MRSA Statistik der Klinik zeigte, dass dieser erfasste Monat sich in der Patientenzahl und den Isolationstagen nicht von den anderen Monaten des Jahres unterschied. Die Zahlen wurden daher auf 1 Jahr hochgerechnet.
Ergebnisse
Der Mehrverbrauch an Antibiotika 28208,41 €, Hygienemaßnahmen 165283,14 €, Abstriche, Desinfektionsmaßnahmen etc. 211228,32 €. Die Gesamtmehrkosten beliefen sich auf 1.134.620,14 € incl. der Mindererträge aufgrund Einzelzimmerisolierung, d.h. 505,62 € pro Isolationstag. Die Patienten erhielten im Vergleich mit MSSA Patienten nur 18,5% an Physio-/Ergotherapie. Die Kontakte mit Personal waren zu mehr als 50% reduziert. Sie wurden, da sie immer als letzte im OP Programm geplant werden, überdurchschnittlich häufig abgesetzt.
Schlussfolgerungen
Vom RKI werden bei MRSA Befall Isolationsmaßnahmen vorgeschrieben, die derart hohe Zusatzkosten verursachen, dass sie sich keine Klinik in der Zeit kommender DRG Kriterien mehr leisten kann. Hier muss unverzüglich mit den Kostenträgern ausgesprochen ernst und deutlich verhandelt werden, um auch diesen Patienten eine sachgerechte Therapie zukommen zu lassen. Diese sind ohnehin die Benachteiligten während des gesamten Isolationsaufenthaltes unter sachlichen und psychologischen Gesichtspunkten. Die Tatsache, dass sie zudem eine eindeutig schlechtere Therapie erhalten, ist eigentlich ärztlich unethisch.