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Palmare winkelstabile Plattenosteosynthese distaler Radiusfrakturen – Ergebnisse von 208 Osteosynthesen mit einem neuen anatomisch vorgeformten Implantat
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Mit dem Paradigma ‚Funktion folgt Form’ sind Rekonstruktion von Gelenkachsen und Speichenlänge sowie die postoperative funktionelle Therapie primäre Therapieziele. Wünschenswert sind Implantate, die den anatomischen Gegebenheiten so gerecht werden, dass sie die palmare Osteosynthese nahezu aller Frakturtypen in Verbindung mit einer frühfunktionellen Nachbehandlung bei ausreichender Stabilität erlauben.
Methodik: Wir haben ein neues winkelstabiles Implantat (Winsta-R® , Fa. Axomed) in einer zweijährigen prospektiven Studie (EBM-Level II) eingesetzt. Unter den Aspekten Anwendungsmöglichkeiten, Stabilität und Komplikationsrate erfolgte die Auswertung eines Beobachtungszeitraumes von 3 Monaten. Der radiologische Verlauf (Unfall, OP, 6 Wochen, 3 Monate) wurde hinsichtlich des Repositionsergebnisses sowie des Repositionsverlustes unter immobilisationsfreier Nachbehandlung analysiert. Versorgt wurden von 11/2003-10/2005 220 Frakturen bei 215 Patienten. Ausgeschlossen wurden 12 Patienten, bei denen eine postoperative Immobilisierung notwendig war (3x schwerer Weichteilschaden, 9x schwere Demenz), so dass 208 Frakturen bei 203 Patienten verblieben. Rechts/links: 112 (53.8%)/96 (46.2%), Frauen/Männer: 147 (72.4%)/56 (27.6%), Alter: 66.3 (16-96) Jahre, offene Frakturen: 6 (2.9%). AO-Typen: A2 (47, 22.6%), A3 (56, 26.9%), B2/3 (4, 1.9%), C1 (38, 18.3%), C2 (45, 21.6%), C3 (18, 8.7%). Bei 10 Frakturen (4.8%) wurden zusätzliche Kirschner-Drähte verwandt. Der Dislokationsgrad wurde differenziert: I° = palmar tilt >5°, II° = palmar tilt 0-5°, III° = palmar tilt <0° und/oder Ulnavorschub >2mm.
Ergebnisse: Postoperativ konnte bei 189 Patienten (90.9%) eine anatomische Reposition (Grad I), bei den übrigen 19 (9.1%) ein Dislokationsgrad II ermittelt werden. Bei 7 Frakturen (3.4%) kam es innerhalb der ersten 6 Wochen zum Repositionsverlust: 3x erneuter Sturz, 1x Plattenbruch unter Gehstützengebrauch, 3x technischer Fehler (nicht ausreichend subchondrale Platzierung der distalen Schrauben) mit einer erforderlichen Reosteosynthese. Zwischen 6 Wochen und 3 Monaten postoperativ zeigte sich bei keinem Patienten eine Änderung der Frakturstellung. Alle Frakturen konsolidierten ohne additive Spongiosaplastik. Implantatauslockerungen, Infekte oder andere Komplikationen wurden, abgesehen von 4 EPL-Rupturen (1.9%) nach 3-14 Monaten, nicht beobachtet. Bei 86 Frakturen, die von 1/2003-10/2003 mit anderen winkelstabilen Implantaten versorgt wurden, zeigte sich nur bei 59 (68.6%) ein anatomisches Repositionsergebnis, Repositionsverluste traten in dieser Gruppe bei 15 Patienten (17.4%) auf.
Schlussfolgerung: Anatomisches Design, distale Schraubenausrichtung, geringe Dimensionen und Stabilität des verwandten Implantates erleichtern die anatomische Reposition und gewährleisten eine sichere Retention unter gipsfreier Nachbehandlung auch im osteoporotischen Knochen. Das Implantat erfüllt aus unserer Sicht alle Forderungen an eine volare Radiusplatte.