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Winkelstabiler Verriegelungsmarknagel versus winkelstabile Platte bei der Humeruskopffraktur. Funktionelle Resultate einer Matched-pairs-Studie
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Problem und Zielstellung: Winkelstabile Implantate eröffnen bei der operativen Behandlung der instabilen und dislozierten Humeruskopffraktur, insbesondere des älteren Patienten, sichere Optionen einer Implantatverankerung und Retention der Hauptsegmente bis zur knöchernen Konsolidierung. Antegrade winkelstabile Verriegelungsmarknageltechniken, die bei einfachen Frakturtypen in minimal-invasiver Technik implantiert werden können, „konkurrieren“ mit winkelstabilen Platten/Fixateur interne-Systemen. Prospektiv-randomisierte Studien, die eine Evaluation beider Implantatsysteme beinhalten, liegen derzeit noch nicht vor. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es im Rahmen einer Matched-pairs-Analyse (Level III EBM), die funktionellen Resultate nach Stabilisation einer Humeruskopffraktur mit winkelstabilem antegraden Nagel (Targon PH, Aesculap) bzw. winkelstabiler Platte (PHP, Synthes) bei vergleichbarem Patientengut mit 1-Jahres-follow up zu vergleichen.
Methode und Material: Im Zeitraum von 08/2001 bis 08/2004 wurden in drei Kliniken der Maximalversorgung die funktionellen Resultate nach operativer Versorgung von Humeruskopffrakturen unter Einsatz eines der beiden Implantatsysteme prospektiv dokumentiert. Die Frakturklassifikation erfolgte nach NEER, die Bewertung des Outcome mit dem Constant-Score (CS) nach 3, 6 und 12 Monaten postoperativ. Von 236 vollständig dokumentierten Patienten konnten nach den Match-Kriterien Alter (± 2 Jahre) und Geschlecht der Patienten 76 geeignete Match-Paare gebildet werden. Die Auswertung erfolgte Frakturtyp bezogen, mit (sCS) und ohne Seitenadaptation des Constant-Scores.
Resultate: Die Patienten zeigten nach Implantation beider Implantattypen einen gleichsinnigen Anstieg des Constant-Score während der 3 Untersuchungszeitpunkte für alle Frakturtypen. Gleichermaßen gute Resultate wurden bei den 2-Segmentfrakturen erreicht [80,6±15,8 sCS (PHP) vs. 82.3±16,5 sCS (Nagel)]. Die alleinige Betrachtung der Absolutwerte des CS zeigt signifikante Unterschiede sowohl für die verletzte Schulter wie für die unverletzte Gegenseite und weist bei der Analyse der Einzelparameter auf einen Bias bei der Kraftmessung des CS hin. Unter Korrektur mit Hilfe des sCS finden sich bei 3- und 4-Segment-Frakturen keine signifikanten Unterschiede der 1-Jahres-Resultate für beide Implantate [74,7±19,9 PHP) vs. 83,1±15,3 (Nagel) sCS bei der 3-Segment-Fraktur und 76,3±19,3(PHP) vs. 71,6±25,4 sCS (Nagel) bei der 4-Segment-Fraktur].
Diskussion: Die isolierte Betrachtung von absoluten CS-Werten birgt ein Gefahrenpotenzial bei der Interpretation von an unterschiedlichen Zentren erhobenen Daten. Unter Seitenkorrektur des CS sind mit beiden Implantattypen vergleichbar gute funktionelle Resultate bei 2-, 3- und 4-Segmentfrakturen des Humeruskopfes zu erzielen.