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Trainingsexperimente zum Erlernen der Teilbelastung in der orthopädisch-traumatologischen Rehabilitation
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Die Einhaltung einer vorgegebenen Teilbelastung stellt ein wesentliches Erfolgskriterium für den Genesungsprozess in der orthopädisch-traumatologischen Rehabilitation dar. Untersuchungen zeigen, dass die Teilbelastung um 125% überschritten wird. Die Krafteinleitung über die Gehstützen ist zu gering, der Gehstützenaufsatz erfolgt zu spät, der Gehstützenabdruck hingegen zu früh. Als Ursachen werden neben Kraftdefiziten vor allem motorische Defizite beim Gang mit Gehstützen ausgemacht (Jöllenbeck & Schönle 2005). Der Beitrag befasst sich mit der Suche nach einer geeigneten Trainingsmethode zur Sicherstellung des Einhaltens einer vorgegebenen Teilbelastung.
Methodik: Bei 24 physisch nicht beeinträchtigten Vpn (Alter 19-27 Jahre) wurde eine Teilbelastungseinstellung auf 200 N mittels einer Personenwaage vorgenommen. Als Trainingsmethoden wurden a) ein Videotraining mit zweimaliger Durchführung von Instruktionsvideos mit anschließender Übungsphase (10 Wdh.) zum Erlernen der Bewegungsstruktur sowie b) ein biomechanisches Feedbacktraining mit 20 Aneignungsversuchen über eine Kraftmessplatte bei 50% Knowledge of Results (KR) der maximalen vertikalen Bodenreaktionskraft (Fzmax) zur Optimierung der Teilbelastung erprobt. Außerdem wurde bei weiteren 64 Vpn (Alter 43,6 Jahre) unter Vorgabe einer Teilbelastung des rechten Beines von 200 N die Aufgabenspezifität des Feedbacktrainings unter dem Gesichtspunkt der Kontext-Interferenz mit den Übungsaufgaben "Gehen" und "Treppe ab" und der Transferaufgabe "Treppe auf" untersucht. Die Vpn wurden nach der am Körpergewicht relativierten Armstützkraft, Alter und Gewicht parallelisiert auf 4 Versuchsgruppen (VGn) verteilt. Die 2 Übungsaufgaben wurden im Abstand von 24-48 Std. in 2 Aneignungsphasen à 28 Versuche mit KR von Fzmax nach einem 50%-Fading-Prinzip geübt. Ausgangs-, Aneignungs- bzw. Retentions- und Transferleistung wurden zu 5 Messzeitpunkten (MZP) ermittelt.
Ergebnisse: Die Trainingsmethoden konnten zeigen, dass die Kombination aus Video- und biomechanischem Feedbacktraining mit 20 Übungsschritten zu einer Verringerung der Teilbelastungsüberschreitung auf ca. 12% führt (Verringerung des absoluten Fehlers (AE), Manova; Haupteffekt Messzeitpunkt; F[1,4; 30,5 (G G-Korr.)]=14,11; p<.001; η²=.39). Bei Untersuchung der Aufgabenspezifität des Feedbacktrainings konnten keine Kontext-Interferenz-Effekte für die Aneignung und Retention (Interaktion MZP x Gruppe: F[3,4;61,1 (G-G-Korr.)]=0,37; p=.798; η²=.02) oder den Transfertest (Interaktion MZP x Gruppe: F[4,0;79,5 (G-G-Korr.)]=0,27; p=.897; η²=.01) festgestellt werden.
Schlussfolgerungen: Eine Übertragbarkeit der Trainingsexperimente auf die rehabilitative Praxis erscheint grundsätzlich möglich. Zur Zeit werden die Video-Instruktionen im klinischen Alltag erprobt und systematische Untersuchungen zum Einsatz des kombinierten Video- und biomechanischen Feedbacktrainings in der rehabilitativen Praxis vorbereitet.
Literatur:beim Autor