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Lokales VEGF aus Kollagen-II-Matrix kompensiert das traumainduzierte Kallusdefizit am Kaninchenunterschenkel
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Einleitung: Das akute Weichteiltrauma zeigt einen signifikanten Effekt auf die Kallusregeneration im Traumamodell der Kaninchentibia. Verschiedene Studien konnten eine enge Beziehung zwischen der Angiogenese und Knochenneuformation in der Distraktionsosteogenese nachweisen. Vascular endothelial growth factor (VEGF) fungiert als Mediator der Angiogenese während der embryonalen Skelettbildung, Frakturheilung und Distraktionsosteogenese sowie als Stimulator der Differenzierung, Migration und Aktivierung von Osteoblasten und –klasten. Das Ziel unserer Untersuchung ist die Überprüfung des Einflusses von lokal appliziertem VEGF aus einer Kollagen II Trägermatrix auf die Distraktionsosteogenese in einem Modell nach akutem Kompartmentsyndrom am Kaninchenunterschenkel.
Methode: 22 skelettreife New Zealand White Kaninchen (NZW) wurden randomisiert unterteilt in 2 Gruppen (n=11). In beiden Gruppen erfolgte die Induktion eines akuten Kompartmentsyndroms durch 90 Minuten Ischämie und 30 Minuten Muskelkontusion (100kPa=10N/1cm2) eines Unterschenkels mit anschließender Segmentresektion um 10mm und Verkürzung. In der Testgruppe erfolgte die lokale Applikation von 12µg VEGF aus einem Kollagenträger (Resorba®) im Verkürzungsbereich. In beiden Gruppen wurde die Tibia mittels unilateralen Fixateur (Orthofix-M103®) stabilisiert. Nach einem Zeitraum von 10 Tagen kompressionsfreier Verkürzung erfolgte eine graduelle Distraktion von 0.5mm/12h über 10 Tage. Ein Follow up über 40 Tage erfolgte radiologisch und klinisch. Die Kallusregeneration und - Mineralisation wurde anschließend radiologisch und biomechanisch untersucht.
Ergebnisse: Es zeigte sich in allen Fällen eine knöcherne Konsolidierung des Kallusregenerats. In der Testgruppe war ein signifikant höherer Kallus-Diaphysen-Index im Vergleich zur Kontrollgruppe festzustellen (p<0,05, U-Test). Der relative Kallus-Diaphysen-Index der Testgruppe betrug 1.54±0.8mm, in der Kontrollgruppe 1.27±1.3mm (p<0,05, U-test). Biomechanisch ergab die Testgruppe mit VEGF-Kollagen eine relativ zur gesunden Gegenseite bestimmte maximale Torsionsstabilität (Nm) von 72±30% im Vergleich zu 45±18% ohne VEGF (p<0.05). Die Torsionssteifigkeit (Nm/°) betrug 80±26% versus 71±32%.
Schlussfolgerungen: Das akute Weichteiltrauma beeinflusst die Kallusregeneration im Hinblick auf Kallusgröße und Stabilität. Die lokale Applikation von VEGF aus einem Kollagen II Träger konnte dieses traumainduzierte Defizit experimentell voll kompensieren (biomechanisch und radiologisch. Die histologischen Ergebnisse stehen derzeit noch aus). VEGF könnte als lokal applizierte Substanz aus geeigneten Trägermaterialien in der Behandlung von Frakturen mit erheblichem Weichteilschaden klinisch bedeutsam werden.