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Prävalenz von Mineralisationsstörungen des Knochens in Deutschland. Eine histomorphometrische Untersuchung an 440 Patienten
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Eine mögliche Vitamin D Mangelversorgung der Bevölkerung in Deutschland stellt ein zunehmend beachtetes Problem dar. Unklar ist bisher jedoch in welchem Ausmaß dieser potentielle Vitamin D Mangel sich tatsächlich in einer pathologischen Mineralisationsstörung manifestiert.
Methodik: Aus diesem Grund haben wir bei 440 Patienten (270 Männer im Alter von 6 bis 95 Jahren und 170 Frauen im Alter von 11 bis 97 Jahren), ohne sekundäre Osteopathien, im Rahmen der diagnostischen Sektion eine transiliakale Beckenkammbiopsie entnommen und unentkalkt nach Methylmetacrylateinbettung histologisch aufgearbeitet. Die statisch-strukturelle Analyse erfolgte unter Verwendung des Osteomeasure Histomorphometrie-Systems nach ASBMR-Standard. Bestimmt wurden neben dem Alter, dem Geschlecht und dem Body Mass Index, die Parameter Knochenvolumen (BV/TV), Osteoidvolumen (OV(BV), Osteoidoberfläche (OS/BS), Trabekeldicke (Tb.Th), Trabekelanzahl (Tb.N) und trabekulärer Abstand (Tb.Sp). Die statistische Analyse beeinhaltet die Testung auf Unkorreliertheit und auf Gleichheit der Korrelationseffizienten bei Männern und bei Frauen.
Ergebnisse: Die histologischen Ergebnisse zeigen, dass neben Fällen mit Osteoporose in dem vorliegenden Untersuchungskollektiv auch eine Patientengruppe ausgemacht werden kann, die eine pathologische Mineralisationsstörung, im Sinne einer Oberflächen- und/oder Volumenosteoidose, aufweist. Die histomorphometrische Quantifizierung dokumentiert neben einer altersassoziierten, geschlechtsunabhängigen Abnahme von BV/TV, Tb.N und Tb.Th, eine pathologische Osteoidvermehrung in einem unerwartet grossen Anteil des Kollektivs. 25% der untersuchten Patienten weisen eine Osteoidoberfläche von mehr als 20% aus. Mehr noch ein pathologisch gesteigertes Osteoidvolumen (OV/BV) von grösser 2% findet sich bei 20% der Patienten. Interessanterweise finden sich Mineralisationsstörungen über die Gesamtbreite der untersuchten Altersgruppen.
Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung dessen, dass Delling 1975 ein OV/BV von grösser 1.2% als pathologisch im Sinne des Vorliegens einer Osteoidose beschrieben hat, wird deutlich, dass die Prävalenz von manifesten Mineralisationstörungen in Deutschland weit höher ist als bisher vermutet. Diese Ergebnisse liefern bereits jetzt ein starkes Argument für die Bedeutung der Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin D Versorgung und weisen auf die eigenständige Bedeutung der Osteoidose neben der Osteoporose in der Genese von Frakturen hin.