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17ß-Estradiol hemmt die Ausschüttung von Monocyte Attractant Protein 1 aus Kupffer-Zellen und vermindert Endorganschäden in einem Trauma-Hämorrhagie-Modell an der Maus
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Die Immunantwort nach Trauma stellt eine physiologische Reaktion des Organismus dar. Eine überschießende Immunantwort begünstigt jedoch die Entwicklung eines posttraumatischen systemischen Entzündungssyndroms (SIRS) und nachfolgend Multiorganversagen (MOV). Eine zentrale Rolle in der Immunreaktion nimmt die Aktivierung der Makrophagen ein. Wir postulierten, dass Kupffer-Zellen die Hauptquelle von MCP-1 darstellen und dass die Ausschüttung von MCP-1 durch Gabe von weiblichen Sexualhormonen (17ß-Estradiol, E2) moduliert wird.
Methodik: Verwendet wurden weibliche B57BL/J6, Östrogenrezeptor-Knockout-, sowie ovarektomierte Wildtype-Mäuse von 18 bis 23g Körpergewicht. Es erfolgte eine mediane Laparotomie und eine blutdruckkontrollierte Hämorrhagie (T-H) über arterielle Katheter. Eine Hypotension von 35+/-5mm Hg wurde über 90 Minuten aufrechterhalten. Anschließend wurde die vierfache Menge des zuvor entnommenen Volumens über einen venösen Katheter zugeführt. Gruppenweise wurden die Tiere mit Gadolinumchlorid (GdCl3) zur Ablation der Kupffer-Zellen vor bzw. mit E2 nach Trauma-Hämorrhagie behandelt. Nach 4 Stunden wurden die Tiere geopfert. Aus Milz, Lunge und Leber der Tiere wurden Makrophagen isoliert und inkubiert. In den Überständen und in Plasma wurden die Konzentrationen von MCP-1 und IL-6 mittels Flußzytometrie bestimmt. Die Ödembildung in Lunge und Leber wurde mit dem „Nass-zu-trocken“ –Verhältniss der Organe bestimmt. Die pulmonale und hepatische Granulozyten-Infiltration wurde mittels der Myeloperoxidase-Aktivität (MPO-A)ermittelt.
Ergebnisse: . Nach T-H waren MCP-1 und IL-6 in Plasma signifikant erhöht im Vergleich zur Sham-Gruppe. Nach Vorbehandlung mit GdCl3 oder E2 bei T-H waren MCP-1 und IL-6 signifikant niedriger als ohne Vorbehandlung. Die Gabe von GdCl3 oder E2 in Sham-Tieren führte nicht zu einer Veränderung der MCP-1 und IL-6 Konzentration in Plasma. Nur bei den isolierten Kupffer-Zellen, nicht aber bei Alveolarmakrophagen oder Makrophagen der Milz konnte eine signifikante in vitro MCP-1-Sekretion nachgewiesen werden. Die pulmonale und hepatische Ödembildung und die Granulozyten-Infiltration in Lunge und Leber nach T-H wurde durch die Applikation von GdCl3, E2 und einem anti-MCP-1 Anti-Serum signifikant reduziert.
Schlussfolgerungen: Die Untersuchung gibt Hinweise dafür, dass MCP-1 eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der posttraumatischen Organschädigung spielt. Kupffer-Zellen stellen dabei die wesentliche Quelle der systemischen MCP-1-Konzentrationen dar. Die Synthese des MCP-1 kann durch Gabe von E2 signifikant vermindert werden, was mit einer geringeren Ödembildung und Granulozyten-Infiltration in Lunge und Leber einhergeht. Weitere Studien müssen zeigen, ob diese Ergebnisse auch Therapieansätze beim polytraumatisierten Patienten darstellen können.