Artikel
Kosteneffektivität der multimodalen Schmerztherapie bei chronischem Rückenschmerz
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die multimodale Versorgung von Patienten mit chronischem Rückenschmerz hat sich in zahlreichen Untersuchungen als mittelfristig effektiv erwiesen; ein entsprechender Cochrane-Review hat dies 2004 auch aus der Perspektive der Evidenz-basierten Bewertung bestätigt. Offen ist hingegen noch die Frage nach der Kosten/Nutzen-Relation dieser zumeist stationär erfolgenden Versorgung aus Sicht der Leistungserstatter.
Methodik: Für 36 Patienten des Bereichs Schmerztherapie der Orthopädischen Universitätsklinik Dresden wurde eine Bewertung des einjährigen Nutzens einer standardisierten multimodalen Schmerztherapie vorgenommen: Direkt vor und ein Jahr nach dem vierwöchigen stationären Aufenthalt wurde eine intensivierte Diagnostik mit dem Fragebogen OSWESTRY zur Messung des Patienten-bezogenen Nutzens der Versorgung vorgenommen. Aus sämtlichen Instrumenten wurde ein Nutzenwert mit Wertebereich 0–100% (bestmögliche Befindlichkeit) bestimmt und dieser in die Anzahl der durch die Therapie gewonnenen Qualitäts-adjustierten Lebensjahre (QALYs) transformiert. Die direkten Kosten [€] der Versorgung aus Sicht der Leistungserstatter wurden auf DRG-Basis kalkuliert bzw der Klinikdokumentation entnommen im Falle integrierter Versorgung. Zielparameter der Untersuchug waren die marginalen Kosten der Versorgung [€/QALY], der Quotient der individuell investierten Kosten in Relation zur Anzahl gewonnener QALYs.
Ergebnisse: Bei der einjährigen Nachuntersuchung zeigten die 36 Patienten ein medianes Alter von 58 Jahren (Quartilspanne 46–70 Jahre); 47% waren weiblichen Geschlechts. Insgesamt wurden 33% der Untersuchten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung als erwerbsfähig eingestuft. Nach einem Jahr berichteten 58% der Befragten im OSWESTRY eine bessere Befindlichkeit als vor Studienbeginn: Im Median stieg der OSWESTRY-basierte Nutzenwert um 6% (-4%–17%, Vorzeichentest p=0.164) an. Für die multimodale Schmerztherapie wurden im Median 3009 € investiert, woraus ein medianer Nutzen von 0.53 QALYs (-0.35–1.49 QALYs) laut OSWESTRY resultierte. Es ergaben sich entsprechend für die Patienten mit einer Verbesserung marginale Kosten von im Median 3438 €/QALY für das Gesamtkollektiv aller Patienten. Erwerbstätige Patienten hingegen berichten einen medianen Nutzen von 1.40 QALYs gegenüber 0.26 QALYs bei nicht erwerbstätigen Patienten (Likelihood Ratio p=0.033), verbunden mit marginalen Kosten von im Median 2010 €/QALY bzw. 4216 €/QALY. Das Alter bei Therapiebeginn zeigte keine statistisch signifikante Assoziation mit dem Therapie-Ergebnis (p=0.337); jedoch zeigten männliche Patienten einen signifikant höheren therapeutischen Nutzen als weibliche (p=0.041).
Schlussfolgerung: Mit marginalen Kosten von 2010 €/QALY kann die multimodale Versorgung des chronischen Rückenschmerzes für Erwerbstätige Patienten bzw. für Patienten mit Ziel einer Rückkehr in den Arbeitsmarkt als kosteneffektive Intervention bezeichnet werden.