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Assoziation zwischen dem Interleukin-1 Genpolymorphismus (-511) und dem Auftreten des "Complex Regional Pain Syndrome TYPE I" (CRPS I) bei Patienten mit distaler Radiusfraktur
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Knöcherne Verletzungen des distalen Radius gehören zu den häufigsten Frakturen des Erwachsenen. Eine der Hauptkomplikationen im Heilverlauf der distalen Radiusfraktur ist die Ausbildung des „Complex Regional Pain Syndrome Type I“ (CRPS I), bzw. Morbus Sudeck.
Dieses Syndrom tritt in der Regel in Folge von Verletzungen an den Extremitäten auf. Es kommt zu Störungen der Sensorik, der Motorik und der autonomen Funktion. Im Verlauf kann sich ein chronisches Leiden entwickeln, welches zu einer schweren Invalidisierung des Patienten führen kann.
Die Inzidenz des CRPS I nach distaler Radiusfraktur wird in der Literatur mit Werten von 8-25% angegeben. Die Schwere des Traumas sowie die Art der Frakturversorgung scheinen jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des CRPS I auszuüben.
Die Pathophysiologie der Erkrankung ist bislang nicht aufgeklärt. Unter anderem werden eine lokale Entzündungsreaktion, eine Beteiligung des sympathischen Nervensystems und oxidativer Stress als Ursachen diskutiert. Es gibt aber auch Hinweise auf eine mögliche genetische Prädisposition zur Entwicklung eines CRPS I. Im Rahmen dieser Studie sollte untersucht werden, ob es eine Assoziation zwischen dem Auftreten des CRPS I und dem Vorhandensein genetischer Polymorphismen gibt.
Methode: Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung wurden Schleimhautabstriche von Patienten (n=27; f/m: 27/0; Alter: 44-82 Jahre; MW: 65,14 Jahre) mit unkompliziertem Verlauf nach distaler Radiusfraktur sowie von Patienten (n=7; f/m 7/0; Alter: 46-70 Jahre; MW: 54,71 Jahre), die ein CRPS I innerhalb von 8 Wochen nach Radiusfraktur entwickelten (klinische Kriterien nach Bruehl), entnommen.
In diesen Proben wurden exemplarisch Gene von Neuromediatoren bzw. inflammatorischen Zytokinen auf bekannte Mutationen (Single Nucleotide Polymorphism, SNP) untersucht.
Die gewonnenen Daten wurden unter Verwendung des Programms „Instat3“ in einer vier Felder Tafel mit „Fisher´s Exact Test“ ausgewertet.
Ergebnisse: Die Analyse der Genpolymorphismen ergab eine statistisch signifikante Assoziation zwischen dem Vorkommen des Interleukin-1 (-511) SNP und dem Auftreten des CRPS I (p-Wert: 0,0144). Der untersuchte Polymorphismus führt zu einem Basenaustausch im Interleukin-1 Gen. Kein anderer untersuchter SNP zeigte eine statistisch signifikante Assoziation.
Schlussfolgerungen: In dieser Studie ließ sich erstmals eine Assoziation zwischen dem Auftreten des CRPS I und einem Polymorphismus im Interleukin-1 Gen nachweisen. Das gefundene Interleukin wird sowohl von Makrophagen und Epithelzellen als auch von Osteoblasten und Chondrozyten gebildet. Es ist als inflammatorisches Zytokin an der Entzündungsreaktion beteiligt und greift osteoclastogen in den Knochen- und katabol in den Knorpelstoffwechsel ein. Die Verbindung von einem SNP des Interleukin-1 Gens und dem CRPS I lässt auf eine mögliche Beteiligung an der Pathogenese des CRPS I schließen.