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Anwendung der Beckenzwinge beim polytraumatisierten Patienten mit instabilem Becken. Probleme, Fehler, Gefahren
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Einleitung: Instabile Beckenringfrakturen sind häufig mit schweren Blutungen kombiniert, davon in 80% aus dem präsakralen Venenplexus und der Fraktur selbst. Die von Ganz eingeführte Beckenzwinge kann durch die Stabilisierung des Beckens die Frakturflächen komprimieren und das intrapelvine Volumen verringern. Durch die relativ einfache Anwendung ist die Beckenzwinge problemlos in das Schockraummanagement integrierbar und kann die Prognose der meist polytraumatisierten Patienten deutlich verbessern.
Fragestellung: Ist die Anwendung der Beckenzwinge im Rahmen der Notfallsituation nach rein klinischen Gesichtspunkten auch ohne Bildwandlerkontrolle anhand anatomischer Landmarks gerechtfertigt?
Material und Methoden: In einem Zeitraum von 6 Jahren wurden 26 polytraumatisierte Patienten (9 weiblich, 17 männlich) im Alter von median 47 Jahren (16. bis 81 Lj.) mit einer instabilen Beckenfraktur (eine B-Fraktur, 24 C-Frakturen und eine kombinierte hintere Beckenring- und Azetabulumfraktur) im Rahmen der Schockraumbehandlung mit einer Beckenzwinge versorgt. Der gemittelte ISS lag bei 36 Punkten (18 bis 75), in 7 Fällen lag eine komplexe Beckenverletzung vor. Bei klinischer Instabilität, Eingangs-Hb von < 7mg/dl und nachweislicher intrapelviner Blutungsquelle wurde die Beckenzwinge ohne Bildwandlerkontrolle im Schockraum standardisiert angelegt und anschließend durch CT-Polytraumaspirale und konventionelles Röntgen kontrolliert. Es wurde hinsichtlich primärem Repositionserfolg und Pinplatzierung sowie sekundärer Lockerung der Beckenzwinge und Pindislokation untersucht.
Ergebnisse: Der durchschnittliche Zeitraum von Anlage bis definitiver Frakturversorgung betrug gemittelt 6,7 Tage (4 bis 10 Tage). Die Mortalität lag bei 19% (5 von 26). Eine adäquate Frakturreposition konnte in 23 Fällen (88%) erreicht werden, in einem Fall (4%) war trotz regulärer Pinlage keine ausreichende Frakturkompression (Dislokation unter 10 mm) möglich, in zwei Fällen war eine Überkompression durch Pinfehlplatzierung eingetreten (8%).
Bei 19 Patienten (72%) wurden die Pins regulär platziert, bei vier Patienten (16%) war eine grobe Dislokation (> 40 mm) ohne notwendige Pinkorrektur nachgewiesen worden. In drei Fällen (12%) musste bei Pinperforation in´s kleine Becken oder in das Hüftgelenk ohne Organläsion eine Korrektur erfolgen.
Zusammenfassung: Die Anwendung der Beckenzwinge im Rahmen des Schockraummanagements stellt eine valide Therapie zur Behandlung von Patienten mit instabilen Beckenfrakturen und nachweislicher intrapelviner Blutungsquelle dar. Bei Pinplatzierung anhand anatomischer Landmarks kann auch ohne Bildwandlerkontrolle eine adäquate Frakturreposition erreicht werden.
Schlussfolgerung: Die Beckenzwinge ist eine sichere Methode zur Erstversorgung von instabilen Beckenringfrakturen mit hämodynamischer Instabilität und beugt Sekundärkomplikationen vor. Im Rahmen des Schockraummanagementes ist der effiziente Einsatz möglich.