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Stellenwert der Thoraxdekompression bei traumatischem Herzkreislaufstillstand
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: In der Literatur wird die Einleitung oder Durchführung einer Reanimation beim Traumapatienten wegen der sehr niedrigen Überlebenswahrscheinlichkeit in der Regel abgelehnt. Neuere Arbeiten berichten von einer Überlebensrate von bis zu 10% für Subgruppen von Traumapatienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand.
Methodik: Ausgewertet wurde das Traumaregister der DGU (n = 17.200) nach den folgenden Einschlusskriterien: Patienten mit ISS ≥16 sowie Herzkreislaufstillstand am Unfallort und / oder im Schockraum. Untersucht wurden die folgenden Variablen: Epidemiologie, ISS, GCS, Hämodynamik, Unfallart (penetrierend/stumpf), Durchführung Herzdruckmassage, Durchführung einer Notfallintervention (Thoraxdrainage, Entlastung Spannungspneumothorax, Thorakotomie, Perikarddekompression) mit der Zielvariablen Überleben. Die Daten wurden bivariat sowie im Sinne einer logistischen Regression getestet.
Ergebnisse: 7953 Patienten mit einem ISS ≥ 16 und Angaben zu Herzdruckmassage konnten identifiziert werden. Davon wurden 342 präklinisch und 421 im Schockraum reanimiert. Das mittlere Alter betrug 39,8 Jahre, der mittlere ISS 43,2. 5,5% der Patienten wiesen einen Spannungspneumothorax auf. 23,1% der Patienten wurden mit einer Thoraxdrainage versorgt, eine Thorakotomie erfolgte bei immerhin 10,3%. Die mittlere Klinikliegedauer der Überleber betrug 40,2 Tage. Die Gesamtmortalität betrug 83,3% entsprechend einer Überlebensrate von 16,7%. Als Hauptprädiktoren für ein Versterben nach Herzdruckmassage wurden ein Quickwert <50% (odds ratio OR = 5,2 CI 95% 2,3-11,9, p=0,001), eine Massivtransfusion von ≥10 EK (OR 4,8 CI 95% 2,0-11,5, p=0,001), Puls- und oder Drucklosigkeit am Unfallort (OR 4,3 CI 95% 1,6-11,3, p=0,004), Alter ≥55 Jahre sowie ein base excess ≤-8 (OR 2,7 CI 95% 1,2-5,9, p=0,015) ermittelt. Als einziger signifikanter Parameter in Bezug auf das Überleben (OR<1) bei traumatischem Herzkreislaufstillstand erwies sich die Maßnahme der präklinischen Thoraxdekompression mittels Thoraxdrainage (OR 0,3 CI 95% 0,1-0,8, p=0,013).
Schlussfolgerungen: Die Auswertung ergibt im Vergleich zur Literatur eine unerwartet hohe Überlebensrate. Diese ist teilweise bedingt durch die Nichterfassung von Patienten im Traumaregister, welche präklinisch reanimiert wurden, dann jedoch nicht mehr in eine Klinik transportiert wurden. Die vorliegenden Daten legen jedoch den Schluss nahe, bereits bei der Entscheidung zur Einleitung von Reanimationsmaßnahmen am Unfallort obligat beidseits eine Thoraxdekompression durchzuführen.