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Alters-bezogene league tables für die Orthopädische Endoprothetik – wie kosteneffektiv ist die Versorgung älterer Patienten?
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Sogenannte „league tables“ können als Rationale dienen bei der Entscheidung, ob eine Versorgung bei einem Patienten angesichts seiner Soziodemographie ein hinreichend positives Kosten/Nutzen-Verhältnis erwarten läßt und somit für den Kostenträger eine Erstattung der Versorgung rechtfertigt. Während die alleinige Focussierung auf solche Tabellen einen unethischen Eingriff in die ärztliche Entscheidungs-Kompetenz nach sich ziehen kann, ist deren Anwendung als zusätzliche Entscheidungshilfe bei der Verteilung begrenzter Ressourcen möglicherweise eine gerade im ethischen Sinne wichtige Chance. Für die Knie- und Hüft-Endoprothetik soll geprüft werden, ob die Kosten/Nutzen-Relation der Versorgung eines Patienten in Relation zu seiner Soziodemographie gesehen werden muss.
Methodik: In 2006 werden an der Orthopädischen Klinik des UKD prospektiv sämtliche Hüft- und Knie-endoprothetischen Eingriffe in eine von der Deutschen Arthrosehilfe e.V. geförderte Register-Studie eingeschlossen, und hinsichtlich des klinischen und Patienten-bezogenen Nutzens von Eingriff und anschließender Rehabilitation nachbeobachtet. Jeweils vor und drei bis sechs Monate nach dem Eingriff wird von den Studienteilnehmern das Ergebnis der Versorgung im WOMAC-Arthrose-Index geschätzt und in die Anzahl der durch den Eingriff gewonnenen Qualitäts-adjustierten Lebensjahre (QALYs) abgebildet. Dieser Nutzen wird mit den direkten Gesamtkosten [€] der Versorgung in Relation gesetzt. Aus Perspektive der Kostenträger resultiert die Kosteneffektivität der Hüft- und Knie-Endoprothetik [€/QALY], die stratifiziert z.B. nach Familienstand oder Alters-Dekaden geschätzt werden kann.
Ergebnisse: In diese Untersuchung wurden 168 Patienten mit Indikation zur Hüft-Endoprothetik und 60 mit Indikation zur Knie-Endoprothetik (davon 62% bzw. 60% weiblich) im medianen Alter von jeweils 66 Jahren eingeschlossen. Nach Knie-Endoprothetik zeigte sich für das Gesamtkollektiv ein Patienten-bezogener Nutzen von 4.59 QALYs (2.39 – 6.21 QALYs), nach Hüft-Endoprothetik von 3.81 QALY (2.22 – 5.96 QALYs). Es resultierten hieraus mediane Kosteneffektivitäten von 1795 €/QALY für die Knie- bzw. 2175 €/QALY für die Hüft-Endoprothetik inclusive jeweils anschließender Rehabilitation.
Für beide Versorgungen hat sich das Alter bei OP als multivariat dominierende Determinante (Likelihood Ratio p<0.001) der Kosteneffektivität erwiesen: Die mediane Kosteneffektivität der Knie- und Hüft-Endoprothetik im Alter bis 60 Jahren ergab sich zu 1463 €/QALY bzw. 3063 €/QALY, im Alter zwischen 61 und 70 Jahren zu 1744 €/QALY und 1644 €/QALY sowie für Patienten über 70 Jahre zu 3186 €/QALY und 1832 €/QALY.
Schlussfolgerungen: Während sich die Hüft-Endoprothetik mit wachsendem Alter zunehmend kosteneffektiver darstellt, zeigt sich die Knie-Endoprothetik zumindest beim hier zu Grunde liegenden recht kurzen Nachbeobachtungszeitraum mit wachsendem Alter weniger kosteneffektiv.