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Operative Therapieoptionen bei chronischer Schulterinstabilität mit Glenoiddefekt beim älteren Patienten
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Welche operative Therapie ist bei der chronischen posttraumatischen Schulterinstabilität mit Glenoiddefekt beim älteren Patienten indiziert und von welchen Faktoren hängt das Therapiekonzept ab?
Einführung: Beim älteren Patienten treten chronisch persistierende posttraumatische Luxationen vorwiegend im Zusammenhang mit unterschiedlich großen primären oder sekundären Glenoiddefekten auf. Primäre Defekte (Gruppe 1) entstehen durch Luxationsimpressions-Frakturen mit Defekten am Humeruskopf und Glenoid oder als Folge von unbehandelnden Glenoidrand- u. Glenoidfossa-Frakturen durch Resorption des Fragments. Bei den sekundären Glenoiddefekten (Gruppe 2) liegt eine Glenoiderosion durch Dezentrierung bei Läsion der Rotatorenmanschette und kapsuloligamentärer Insuffizienz zugrunde. Die persistierende Schulterinstabilität führt dann zur Vergrößerung des knöchernen Defekts durch repetitive Destruktion des Glenoidrandes.
Knöcherne Glenoiddefekte ab einer kritischen Größe von 20-25% der Fläche [Ref. 1], [Ref. 2] oder > 5mm [Ref. 3] sowie ab 30% des Glenoidumfangs [Ref. 4] führen zu rezidivierenden anterioren Instabilitäten (nach Bernageau u. Patte (1976) in 90%, nach Edwards und Walch (2003) in 87%).
Methode: Die Patienten der Gruppe 1 waren 7 Frauen und 8 Männer, das Durchschnittsalter war 51,0 Jahre. Es bestanden primäre Glenoiddefekte, die in 5 Fällen mit einer inversen Schulterprothese versorgt wurden, in 10 Fällen mit anderen Verfahren wie Latarjet, TEP oder Rotationsosteotomie. In Gruppe 2 waren 6 Frauen und 2 Männer mit durchschnittlich 72,2 Jahren (Patientenkollektiv 2003-2005). Die Versorgung mit inverser Schulterprothese erfolgte bei 7 Patienten, einmal wurde eine Bipolarprothese implantiert.
Ergebnisse: Die Versorgung mit inverser Schulterprothese als primäres oder als sekundäres Verfahren zeigt erfreuliche Ergebnisse im Constant-Score sowie in der subjektiven Patientenzufriedenheit (SST). Langzeitergebnisse stehen noch aus.
Zusammenfassung: Die Differentialtherapie bei chronisch persistierender posttraumatischer Schulterinstabilität des älteren Menschen ist abhängig vom Patientenalter und -anspruch, von der Glenoid-Defektgröße und –lokalisation, von der Qualität des Restglenoids (ein- oder zweizeitige Implantation), der Destruktionssituation am Humeruskopf, der Richtung der chronischen Luxation und dem Zustand der Rotatorenmanschette.
Bei erhaltener oder rekonstruktionsfähiger Rotatorenmanschette besteht die Therapie in der ein- oder zweizeitigen Implantation einer anatomischen Hemiprothese mit Glenoidaufbau. Bei chronischer Instabilität mit Glenoiddefekt mit >30% (Typ 3) und großem Rotatorenmanschetten-Defekt ist die primäre Implantation einer inversen Schulterendoprothese indiziert.