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Veränderungen ausgewählter ganganalytischer Parameter bei Patienten mit Hüfttotalendoprothese während der stationären Rehabilitation
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: In der Literatur finden sich einige Studien zur Veränderung des Gangverhaltens nach endoprothetischem Ersatz des Hüftgelenkes, die jedoch nur den Zeitraum kurz vor der Operation und deutlich nach der Rehabilitation umfassen. Wie sich das Gangverhalten der Patienten während der Rehabilitation entwickelt und welche Interventionsmaßnahmen optimale Ergebnisse versprechen, ist noch nicht geklärt. Die vorliegende Studie soll hierzu einen ersten Beitrag leisten.
Methodik: An der Studie nahmen 12 Patienten (57,4 J) nach Implantation einer Hüft-TEP teil. Die Probanden wurden zu Beginn (3. Tag), in der Mitte (10. Tag) und am Ende (17. Tag) der Rehabilitationsmaßnahme gebeten, eine biomechanische Laufbandanalyse bei jeweils selbst gewählter Geschwindigkeit zu absolvieren. Mittels im Laufband integrierter Druck-/Kraftmessung und externer 3D-Ultraschall-Bewegungsanalyse wurden neben Weg-Zeit-Parametern u.a. Bodenreaktionskräfte, Hüft- und Kniewinkel sowie Bewegungsausmaße erhoben. Als Referenzgruppe diente eine aus 8 Probanden (60,4 J) bestehende altersadäquate Vergleichsgruppe.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Zum Ende der Rehabilitation sind alle kinemetrischen Parameter der Patienten wie Ganggeschwindigkeit, Kadenz und Schrittlänge signifikant verbessert, es verbleibt jedoch ein signifikanter Unterschied zur Referenzgruppe. Das äußere sagittale Bewegungsausmaß von Hüft- (H) und Kniegelenken (K) ist am Ende der Rehabilitation deutlich vergrößert (H +5,8°/+23%, K +10,9°/+23%), bleibt jedoch auf der operierten Seite gegenüber der Referenzgruppe signifikant reduziert (H -6,4°/-17%, K -9,9°/-14%). In Relation zur Beckenneigung zeigt sich auf der operierten Seite ein signifikant reduziertes Bewegungsausmaß des Hüftgelenkes gegenüber der nicht operierten Seite (-15,2°/-35%), das auch am Ende noch Bestand hat und zum Großteil auf eine reduzierte Hüftextension zurückgeführt werden kann. Hier ist eine Kontraktur zu vermuten, die contralateral kompensiert werden muss. Die vertikalen Bodenreaktionskräfte zeigen in der Dynamik als Abstand zwischen Maxima und Minimum kaum Verbesserungen (+3,1%) und bleiben ebenso wie die zugehörigen Impulse gegenüber der Referenzgruppe signifikant reduziert (-8,7%). Die reduzierte Gangdynamik ist zusammen mit dem Bewegungsdefizit ein Indiz für einen vorsichtigen Fußaufsatz und ein bestehendes ungleiches Gangbild.
Insgesamt zeigen sich während einer 3-wöchigen Rehabilitation nach Hüft-TEP signifikante Verbesserungen wesentlicher Gangparameter. Die Wiederherstellung eines gleichmäßigen und sicheren Gangbildes ist jedoch bei weitem noch nicht erreicht. Als Schlüsselparameter für Interventionsmaßnahmen zur optimierten Wiederherstellung des normalen Ganges scheint die Normalisierung der Becken-/Hüftbewegung ebenso von besonderer Bedeutung zu sein wie die in ihrer Dynamik reduzierten vertikalen Bodenreaktionskräfte. In weiteren Studien sollen die Schlüsselparameter zu entsprechenden Scores in Beziehung gesetzt sowie Feedbacksysteme zu ihrer Ansteuerung entwickelt und überprüft werden.