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Akute Alkoholbelastung verbessert das Überleben nach hämorrhagischem Schock und nachfolgender Reperfusion bei weiblichen Lewis-Ratten
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Welchen Einfluss hat der akute Alkoholmissbrauch auf das Outcome sowie den Inflammations- und oxidativen Stresszustand der Leber nach einem hämorrhagischen Schockgeschehen mit nachfolgender Reperfusion (H/R).
Methodik: 12h nach akuter Alkoholbelastung von 5g Ethanol pro Kilogramm Körpergewicht und unter einer Isoflurannarkose wurde ein Blutverlust bis zum arteriellen Blutdruck von 30±2 mmHg über eine Dauer von einer Stunde erzeugt. Zwei Stunden nach der Reperfusionsphase erfolgten die Blut- und Lebergewebeentnahme zur histologischen Untersuchung auf Leberzellschäden und auf Leukozyteninfiltration, I-CAM-Expression, des oxidativen (4-Hydroxynonenal-Färbung, 4-HNE) und des nitrosativen (3-Nitrotyrosin-Färbung, 3-NT) Stresses. Zudem wurde der Serumspiegel von IL-6 mittels ELISA bestimmt. Die Mortalität wurde nach 72 h untersucht. p<0,05 wurde als signifikant gewertet (ANOVA, mean±s.e.m).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Alkoholapplikation führte zu einer akuten Leberverfettung in der Sham wie auch in der H/R-Gruppe. Verglichen mit den Kontrolltieren fand sich eine erhebliche Verbesserung des Überlebens nach hämorrhagischem Schock im Beobachtungsraum von 72h bei alkoholbelasteten Tieren (80% vs. 20%). Der Serum-IL-6-Spiegel war bei alkoholbelasteten Tieren (941±260 pg/ml) im Vergleich zu nicht alkoholbelasteten Tieren (1641±535 pg/ml) nach H/R signifikant verringert. Serum-IL-1β war ausschließlich bei alkoholbelasteten Tieren nach H/R (383±158 pg/ml) zu detektieren. Die Leberneutrophileninfiltration nach H/R ohne Alkoholbelastung war im Vergleich zu den Sham operierten Tieren signifikant erhöht (7±1 Zellen/Gesichtsfeld). Alkoholbelastung senkte die Anzahl der Neutrophilen in der Leber nach H/R (2±1, p<0,05). I-CAM-Expression in der Leber war durch Alkoholbelastung reduziert (37±2% vs. 62±5% ohne Alkoholbelastung, p<0.05). Der oxidative als auch der nitrosative Stress waren im Vergleich zu scheinoperierten Tieren (4-HNE: 17±2%, bzw. 3-NT: 15±1%) nach H/R deutlich erhöht (4-HNE: 61±5%, bzw. 3-NT: 58±4%, p<0.05). Alkoholbelastung reduzierte den H/R-induzierten Anstieg signifikant auf 33±4% (4-HNE) bzw. 24± 4% (3-NT).
Akute Alkoholbelastung vor H/R führt zu einer differenzierten Zytokinproduktion. Sie verringert jedoch die leukozytäre proinflammatorische Reaktion nach H/R und reduziert den oxidativen und nitrosativen Stress in der Leber und geht mit einer reduzierten Mortalität nach H/R einher.