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In-vivo-Kinematik bei kreuzbanderhaltender und kreuzbandsubstituierender Knieendoprothesen mit rotierender Plattform
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Bisher ist es weitgehend unklar, inwieweit die verschiedenen Prothesentypen die physiologischen Bewegungsmuster des Kniegelenks wiederherstellen können. Bei rotierenden Plattformen wird die Relevanz der Möglichkeit der freien tibiofemoralen Rotation kontrovers diskutiert bzw. deren Vorkommen bestritten. Ein Zusammenhang mit dem Erhalt bzw. der Resektion des hinteren Kreuzbandes wird vermutet, eine bessere Kinematik bei kreuzbandersetzenden Prothesen postuliert. Ziel ist der vorliegenden in-vivo-Fluoroskopieuntersuchung war es, Unterschiede in der tibiofemoralen Rotation zwischen einem kreuzbanderhaltenden und einem kreuzbandsubstituierenden Knieprothesendesign mit mobiler Plattform zu bestimmen bzw. den Rotationsumfang nachzuweisen.
Methodik: In dieser Studie wurden bei 20 Patienten (10 kreuzbanderhaltend und 10 kreuzbandsubstituierend) mit einer klinisch erfolgreichen bikondylären Oberflächenersatz (P.F.C.® Sigma™ rotierende Plattform; DePuy Orthopaedics, Inc. Warsaw), eine in-vivo Fluoroskopie bei tiefer Kniebeuge durchgeführt. Dreidimensionale CAD Modelle der Prothese wurden verwendet um die Position der Prothesenkomponenten in den fluoroskopischen Bildern (30 Bilder/Sekunde, BV Pulsera, Philips Medical Systems, Switzerland) zu ermitteln. Die 2-dimensionale Kontur der Prothese wurde in den fluoroskopischen Bildern ermittelt und die Position der 3-dimensionalen CAD Modelle der Prothese, mittels einer virtuell erzeugten Kontur kalkuliert (Kaptein et al., 2003). Alle Bilder wurden mit einer kommerziell erhältlichen Software ausgewertet (Model-based RSA, Medis specials b.v., The Netherlands). Das Koordinatensystem wurde durch ein lokales Koordinatensystem der tibialen Komponente definiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der resultierende axiale Rotationsumfang während der tiefen Kniebeuge, von 90° Flexion bis zur vollen Extension, betrug bei den kreuzbandsubstituierenden Prothesen durchschnittlich 7,7° Innenrotation (Spanne von 16,9° Innenrotation bis 3,9° Außenrotation; SD 7°) und bei den kreuzbanderhaltenden Prothesen durchschnittlich 7,8° (Spanne von 13,8° Innenrotation bis 5,8° Außenrotation; SD 6,3°) wobei 8 von 10 kreuzbandsubstituierenden Prothesen und 9 von 10 kreuzbanderhaltende Prothesen eine normale axiale Rotation (Dennis et al. 2005) zeigten. Es zeigte sich statistisch keine Signifikanz zwischen den Prothesenmodellen. Diese Studie zeigt, dass weder kreuzbanderhaltende noch kreuzbandsubstituierende Knieendoprothesen die in der Literatur beschriebene physiologische Kinematik des Kniegelenks (Dennis et al. 2005) vollständig wiederherstellen können. Außerdem ist beim Kreuzbanderhalt oder bei dessen Substitution keine bessere tibiofemorale Rotation zu beobachten. Jedoch zeigen alle untersuchten Prothesen mit mobiler Plattform, unabhängig vom Erhalt oder Substitution des hinteren Kreuzbandes, eine axiale tibiofemorale Rotation.
Der Erhalt oder die Substitution des hinteren Kreuzbandes scheint bei der richtigen Indikation ein gleichwertiges funktionelles Outcome zu zeigen. Abbildung 1 [Abb. 1].