Artikel
Zur Häufigkeit der klinisch und anamnestisch stummen Hüftdysplasie – eine Auswertung des sonographischen Neugeborenenscreening bei 10064 Hüften
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die Hüftdysplasie ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Bewegungsapparates. Ihre Häufigkeit wird mit 0,7 bis 4,3% angegeben. Der Wert der Sonographie für die Diagnostik der Hüftdysplasie ist international anerkannt. Ihre Einführung hat zu einer deutlichen Vorverlegung des Diagnose- und Therapiezeitpunktes geführt. Ziel eines frühen Therapiebeginns ist letztlich die Vermeidung von Restdysplasien, deren Folgezustände etwa 20% der endoprothetisch versorgten Coxarthrosen ausmachen.
International besteht jedoch keine Einigkeit darüber, ob ein generelles sonographisches Screening - wie es seit 1996 in Deutschland durchgeführt wird - sinnvoll ist.
Hypothese:Ziel der Arbeit ist die Auswertung eines generellen sonographischen Neugeborenen-Screenings. Wie hoch ist die Anzahl der klinisch und anamnestisch nicht erfassbaren Hüftdysplasien?
Methodik: Es wurden die anamnestischen Daten sowie die Ergebnisse der klinischen und sonographischen Untersuchung von 5032 Neugeborenen (♀ 48,5%, N=2442; ♂ 51,5%, N=2590) anhand der Krankenakte und eines standardisierten Untersuchungsbogens erfasst und retrospektiv ausgewertet. Die Untersuchung erfolgte durchschnittlich am 4. Tag, 98% der Kinder wurden innerhalb der ersten Lebenswoche untersucht. Die sonographische Untersuchung erfolgte entsprechend der Methode nach Graf (standardisierte Abtasttechnick und Lagerungsvorrichtung). Neben der Erfassung der Familienanamnese wurden folgende anamnestische Risikofaktoren erfaßt: Beckenendlage, Steißlage, Sektio und Geburtsmonat. Die klinische Untersuchung erfaßte Fußfehlbildungen wie Sichelfuß und Klumpfuß, Wirbelsäulendeformitäten, Schiefhals, eine glutäale Faltenasymmetrie sowie die Dokumentation aller sonstigen Auffälligkeiten. Eine mögliche Abspreizhemmung wurde erfasst und die Instabilitätsuntersuchung entsprechend Roser-Ortolani-Barlow durchgeführt. Die Daten wurden mittels Datenbanksoftware archiviert und ausgewertet. Als statistisches Verfahren wurde der Chi-Quadrat Test zum Vergleich zweiwertiger kategorieller Daten verwendet und Ergebnisse mit einem p-Wert von < 0,01 als signifikant gewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Dysplasierate betrug 1,5%. Neugeborene mit positiver Familienanamnese und Mädchen (p<0,0001) waren, wie zu erwarten, signifikant häufiger betroffen.
NB: 25% der Kinder zeigten weder Auffälligkeiten bei der klinischen Untersuchung noch lagen anamnestische Risikofaktoren für das Vorliegen einer Hüftdysplasie vor. Die Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit des generellen sonographischen Neugeborenenscreenings. Ohne dieses würden 25% der Kinder mit Hüftdysplasie übersehen. Unsere Ergebnisse werden durch andere Arbeitsgruppen bestätigt.