Artikel
Analyse der Versorgungssituation von osteoporotischen Frakturen im Rhein-Main-Gebiet
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Obwohl es heute eine Vielzahl an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gibt, erhalten nur ca. 22% (Boneeva-Studie) der bereits diagnostizierten Osteoporosepatienten eine spezifische Therapie. Weiterhin wird vermutet dass nur eine Minderheit der Patienten mit einer Fraktur bezüglich Osteoporose evaluiert wird. Ziel der vorliegenden Studie war, die Dunkelziffer an nicht bezüglich Osteoporose diagnostizierten Patienten zu erfassen, aber auch die Einleitung von Diagnostik und Therapie nach osteoporotischen Frakturen im Allgemeinen und unter dem Einfluß von Risikofaktoren zu analysieren.
Methodik: In einer retrospektiven Beobachtungsstudie an orthopädischen und unfallchirurgischen Abteilungen im Rhein-Main-Gebiet wurde eine Analyse der Jahre 2003 und 2004 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von >50 Jahre mit einer ICD-verschlüsselten Fraktur loco typico für Osteoporose als Aufnahmediagnose. Auschlußkriterien waren tumor-bedingte Frakturen und Polytraumata. Untersucht wurde die Traumaanamnese, der Aufnahmebefund (klinisch, radiologisch), die allgemeine Patientenanamnese (vorherige Frakturen, Nebendiagnosen, medikamentöse Therapie) sowie die Frakturversorgung.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt wurden 2142 (1544 w, 598 m) Patienten ausgewertet. Davon wurde bei 1460 (1215 w; 245 m) Patienten die Fraktur als osteoporotisch eingestuft. Während des stationären Aufenthalts wurden hiervon bei 437 (29,9%) Patienten eine Osteoporose diagnostiziert. Die Diagnosestellung war altersabhängig (50–60 Jahre:41,3%, >85 Jahre: 26,9%) aber unabhängig vom Geschlecht. Bei Wirbelkörperfrakturen (67,2%) wurde eine osteoporotische Fraktur am häufigsten und bei hüftgelenksnahen Frakturen (16,3%) am seltensten diagnostiziert. Von den 437 als osteoporotisch Diagnostizierten wurde bei 22% eine Therapie eingeleitet und bei 17,2% eine Therapie empfohlen. Bezogen auf das Gesamtkollektiv der osteoporotischen Frakturen wurde eine entsprechende Therapie bei 6,6% (n=96) der Patienten eingeleitet und bei weiteren 5,1% (n=75) der Patienten eine Therapieempfehlung ausgesprochen. Nebendiagnosen und die Einnahme von Glukokortikoiden erhöhten die Wahrscheinlichkeit eine vorliegende Osteoporose zu diagnostizieren und zu therapieren. Neben der Bestätigung der defizitären Versorgungssituation von Patienten mit diagnostizierter Osteoporose (61% nicht therapiert) zeigen diese Ergebnisse erstmalig auch die Dunkelziffer von Patienten bei denen eine Osteoporose als Ursache für die Fraktur nicht erkannt (70%) und somit auch nicht therapiert (88%) wurden. Patientenalter und Nebendiagnosen beeinflussten die Versorgungssituation. Strukturierte Weiterbildungsprogramme müssen etabliert werden um den Patienten mit osteoporotischer Fraktur nicht nur operativ optimal zu versorgen sondern auch die zugrunde liegende Krankheit adäquat zu diagnostizieren und zu therapieren.