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Die minimalchirurgische epidurale Lavage als bewährtes Konzept in der Therapie der destruierenden Spondylodiszitis mit multisegmentaler epiduraler Abszedierung
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Die schwere destruierende Spondylodiszitis, mit oder ohne konsekutivem Epidural-Abszess, indiziert eine zeitnahe operative Sanierung. Dabei erfordert die kurative Behandlung die radikale Resektion der betroffenen Wirbelsegmente mit spinaler Dekompression und Drainage des Abszesses und stellt damit hohe Ansprüche an den Chirurgen. Wir berichten über die erfolgreiche operative Behandlung der Spondylodiszitis mit langstreckiger epiduraler Abszedierung durch ein kombiniertes ventrales und minimalchirurgisch-dorsales Vorgehen.
Methodik: 5 Patienten (3 Männer, 2 Frauen, Durchschnittsalter 63,5 Jahre) mit zervikaler (n=2) und thorakaler (n=3) Spondylodiszitis zeigten im präoperativen MRT eine zerviko-thorako-lumbale epidurale Abszedierung mit multisegmentaler Ausbreitung. Das operative Konzept beinhaltete in allen Fällen ein zweiseitiges Vorgehen. Nach zunächst primärer ventraler Bandscheibenexzision, Wirbelkörperresektion und Wirbelkörperersatz durch Titancages und Spongiosaplastik erfolgte der intraoperative Lagerungswechsel des Patienten in die Bauchlage. Durch zwei dorsale interspinale Längsinzisionen von je 5cm Länge thorakal (Th6/7) und lumbal (L5/S1) wurden entsprechende interlaminäre Segmente dargestellt und der Spinalkanal mittels Flavektomie und bilateralem Undercutting dekomprimiert. Anschließend erfolgte die epidurale Spülung mit Lavanid und isotonischem NaCl über einen jeweils nach kranial und kaudal eingelegten Kindermagenkatheter. Postoperativ erhielten alle Patienten eine Resistogramm-gerechte Antibiotikabehandlung über 3 Monate mit temporärer Immobilisation der HWS in einer semirigiden Zervikalorthese (bei zervikaler Spondylodiszitis), bzw. Spinomedorthese (bei thorakaler Spondylodiszitis).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die klinische, radiologische und laborchemische Nachuntersuchung zeigte nach jeweils 6 Wochen, 3, 6, 12 und 24 Monaten einen regelrechten Heilungsverlauf. Die Entzündungsparameter (Leukozyten, CRP) blieben nach Abschluss der postoperativen Antibiotikatherapie stets im Normbereich. Die radiologischen Verlaufskontrollen zeigten nach 6 Monaten postoperativ in allen Fällen eine konsolidierte ventrale Fusion, ohne Materiallockerung. Der Oswestry Disability Index betrug nach 24 Monaten postoperativ 25 (±12). Der VAS besserte sich von 9,3 (±2,6) auf 2,7 (±1,3).
Die operative Sanierung des spondylitischen Defekts von ventral mit kombiniert multisegmentaler Spülung des Epiduralraumes über 2 kleine dorsale Zugänge führte in diesem multimorbiden Patientenkollektiv zur kompletten Ausheilung der Spondylodiszitis. Insbesondere erwies sich dabei die minimalchirurgische dorsale Herangehensweise zur Spülung der langstreckigen epiduralen Abszedierung als weichteilschonend und kurativ. In geeigneten Fällen verspricht diese Methode nach lokalem Débridement ein vergleichbar positives Outcome gegenüber einer langstreckig dorsalen Dekompression und Lavage.